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In einem Parlament wäre das eine bequeme absolute Mehrheit. Mehr als 60 Prozent der MM-Leser haben bei der Umfrage die Lokalschließungen in der Bier- und Schinkenstraße an der Playa de Palma (sowie in Magaluf) für gerechtfertigt befunden . Damit befürworteten sie das Vorgehen der Balearen-Regierung, die das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus verringern will – insbesondere bei alkoholisierten Menschenansammlungen ohne Maskenschutz und Mindestabstand.

So weit, so gut, könnte man meinen. Doch die von der Schließung betroffenen Wirte sehen sich ungerecht behandelt. Über ihre Verbände haben sie Verwaltungsklage gegen die Maßnahme eingereicht. Die Richter werden entscheiden. Bewerten sie die Schließung als überzogene Maßnahme, steht den Wirten Entschädigung zu.

Das Vorgehen der Regierung ist jedoch nachvollziehbar. Die Bilder von feierwütigen Menschen auf engstem Raum – wie in der guten alten Zeit vor Corona – sind nicht hinnehmbar. Hätten die Behörden nicht reagiert, wäre der Imageschaden für Mallorca gewaltig gewesen. Doch hätte die Polizei bereits im Vorfeld reagieren müssen? Dem ist schwerlich zu widersprechen. Allerdings: Aufnahmen von Einsatzkräften, wie sie angetrunkene Party-People gewaltsam auseinandertreiben, wären ebenfalls fatal für Mallorca und seinen Ruf gewesen.

Eines ist klar: In dieser heiklen Corona-Situation will die Regierung alles vermeiden, was den Eindruck von Chaos und Unsicherheit ins Ausland aussendet. Mallorca war im Juni mit dem Pilotprojekt an der Playa touristischer Vorreiter in Europa gewesen. Die Insel als Reisedestination will jedoch unter keinen Umständen auch den Vorreiter bei Covid-19 geben. Sicherheit geht vor – damit ein zivilisierter und risikofreier Urlaub möglich ist und möglich bleibt!

Gleichwohl sollten Regierung und Behörden konsequent agieren. Wo immer Zusammenballungen von Privatpartys im öffentlichen Raum bemerkt werden, ist so streng einzugreifen wie an der Playa. Es darf nicht sein, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn der Verlust der Glaubwürdigkeit ist für das Image mindestens ebenso schlecht.

Autor: Alexander Sepasgosarian