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Wenn am Freitag die ersten amerikanischen Urlauber direkt aus New York kommen, dann wird man eigentlich nichts merken, denn es sind ja nur etwa 200. Und dennoch sind die Insel-Regierenden sehr aufgeregt, denn die Symbolwirkung, die von der ersten Nonstop-Flugverbindung seit Jahrzehnten ausgeht, ist unverkennbar. Die Gäste, die kommen werden, unterscheiden sich vermutlich grundlegend von so manchen Urlaubern aus Europa, die teilweise in Badelatschen und mit Alkohol im Blut aus den Fliegern wanken.

Die „Amis” haben Geld, das sie auch gern ausgeben, und interessieren sich nicht nur fürs Meer, sondern auch für Landschaft und Kultur. Es sind die zivilisierten Traumgäste, die sich das auf der Insel regierende Linksbündnis unter Ministerpräsidentin Francina Armengol so sehr wünscht.

Doch es sind halt wenige. Viele, die von woanders her kommen, sind keine reichen Zeitgenossen. Den meisten quillt das Geld nicht aus den Hosentaschen, und dennoch sind es keine rüpelhaften Halbanalphabeten. Auch diese Urlauber, die zumeist aus Großbritannien und Deutschland anreisen, mit Applaus zu empfangen, stünde der Regionalregierung gut an. Doch da gibt man sich verhalten, weil man ja sowieso überschwemmt wird.

Dass durch drei US-Flugverbindungen pro Woche das touristische Selbstverständnis auf den Inseln nachhaltig verändert wird, ist nicht zu erwarten. Doch manchmal können Wünsche seltsame Blüten treiben und dem ein oder anderen Entscheidungsträger sogar zu Kopfe steigen. Es ist eben nicht so, dass sich durch ein paar reiche US-Bürger der Qualitätstourismus Bahn bricht. Im Gegenteil: Wie es aussieht, werden Teile der Insel wie in den Jahren vor Corona eine Beute entfesselter Exzess-Urlauber. Und es könnte noch schlimmer kommen, da viele nach zwei Jahren Corona jetzt erst recht auf den Putz hauen wollen.

Dennoch: Für Mallorca ist es gut, in der wichtigsten Branche neue Märkte zu erschließen, die zur Stabilisierung beitragen könnten. Denn das Ferienbusiness ist recht volatil, was man zuletzt an den Russen 2013 und 2014 gesehen hatte, die man auf Knien ersehnt hatte, die aber später nicht mehr kamen.