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Profisportler sind schon zu beneiden. Vor allem, wenn sie derart erfolgreich daherkommen wie Rafael Nadal. Mehr als die Hälfte seines Lebens hält der 36-jährige Mallorquiner nun schon die gesamte Tenniswelt in Atem, schlägt sich von Center Court zu Center Court, um am Ende meist ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen. 22 Grand Slam Titel hat er gewonnen, so viel wie kein anderer Tennisspieler auf der Erde.

Auch Bausparverträge muss er nicht mehr abschließen. Nach Schätzung der US-Wirtschaftszeitung Forbes zählt Nadal mit einem geschätzten Privatvermögen von mehr als 180 Millionen Euro zu den reichsten Spitzensportlern auf dem Globus. Dabei gibt er sich in der Öffentlichkeit stets bescheiden, antwortet höflich auf jede Frage und taucht in den Klatschspalten der Boulevardpresse wegen vermeintlicher Affären und Skandälchen in etwa so häufig auf wie ein U-Boot in einem Ententeich.

„Was will der Mann also mehr?”, fragt man sich. Warum quält er sich immer noch mit einem Fußleiden, das ihn bei jedem Aufschlag, bei jedem Return und bei jedem Ball Schmerzenstränen in die Augen treibt? Wieso tut er sich das an? Er hat alles gewonnen, was es für ihn als Tennisspieler zu gewinnen gibt. Im Einzel, im Doppel und im Mannschaftswettbewerb. Er besitzt mehr Geld als seine zukünftigen Ur-Urenkel vielleicht jemals ausgeben können. Er ist glücklich verheiratet, er ist bei Jung und Alt beliebt, er ist angesehen, er ist ein Idol. Warum macht er dann nicht endlich Schluss?

Richtig. Er kann einfach nicht. Er muss weitermachen. Sieg und Ruhm sind wie eine Droge, von der man nur sehr schwer wieder loskommt. Und so lange Rafael Nadal selbst unter Tränenschmerzen diesen kleinen gelben Filzball unerreichbar für den Gegner übers Netz hämmern kann, wird er weitermachen.

Wer weiß. Vielleicht sind Profisportler ja doch nicht zu beneiden. Selbst dann, wenn sie Rafael Nadal heißen ...