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Das Projekt war mit Pauken und Trompeten angekündigt worden. Da auf Mallorca die Nachhaltigkeit immer wichtiger werde, werde auf dem Betriebsgelände eines geschlossenen Zementwerks künftig auf lupenreine grüne Weise Wasserstoff hergestellt, frohlockte die damalige sozialistische Ministerpräsidentin Francina Armengol vor Jahren. Und diese Substanz werde mit Hilfe von Strom aus Solaranlagen produziert. Als das angebliche technische Meisterwerk im März 2022 eingeweiht wurde, wurde ein Auto medienwirksam mit Wasserstoff befüllt. Und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich von Brüssel aus begeistert über den grünen Archipel (S. 7).

Und nun das! Das hochgelobte Wunderkonstrukt funktioniert nicht. Und das bereits seit anderthalb Jahren. Eine US-Firma ist allem Anschein nach daran schuld, dass das Herzstück, die Elektrolyse, nicht über die Bühne gehen kann. Wurde das unternehmen in Regress genommen oder aufgefordert, schnell etwas Neues einzubauen? Man weiß es nicht. Bekannt ist, dass der damalige sozialistische Bürgermeister von Palma, José Hila, mehrfach für viel Staatsgeld angeschaffte Wasserstoffbusse als neue saubere Gefährte anpries, das zuletzt im Juni.

Jetzt stellt sich eine Frage: Haben die Behörden gewusst, dass das Prestigeprojekt überhaupt nicht funktioniert, und dennoch sündteure Busse auf die Insel geschafft, die jetzt einfach nur herumstehen? Wenn ja, dann fasst man sich ob der mutmaßlichen Fahrlässigkeit der damaligen Regierenden beim Umgang mit Staatsfinanzen nur an den Kopf. Wenn nein, dann fasst man sich ebenfalls an den Kopf, denn Regierende sollten schon wissen, was vor sich geht – erst recht bei von ihnen initiierten Projekten.

Gleichwohl: Es lohnt sich, die Wasserstoffanlage und andere umweltfreundliche Projekte auf den Inseln zum Laufen zu bringen, denn die Intensivierung nachhaltigen Wirtschaftens ist angesichts des Klimawandels alternativlos. Der neuen konservativen Regierung ist zu empfehlen, in diesem Sinne weiterzumachen, was Aussagen von an der Macht befindlichen Spitzenpolitikern wie Regierungschefin Marga Prohens zufolge auch geschehen dürfte.