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Klein war Junípero Serra nur von Statur. Der Franziskanerpater aus Petra, der wenig mehr als 1,50 Meter maß, ist in den USA als Gründer von Weltstädten wie San Francisco und Los Angeles hoch angesehen. Eine Statue von ihm steht im Kapitol in Washington, in Kalifornien sind viele Schulen und ein Freeway nach ihm benannt, Ronald Reagan legte 1967 seinen Amtseid als Gouverneur von Kalifornien auf seine Bibel ab. Laut Steven Hackel, Historiker an der Universität von Kalifornien, ist Fray Junípero für die Geschichte der USA ebenso bedeutend wie George Washington und Thomas Jefferson.

In dem Dörfchen Petra hätte sich dies niemand träumen lassen, als am Morgen des 24. November 1713 ein Bauernkind zur Welt kam, das noch am selben Tag auf den Namen Miquel Josep Serra getauft wurde. Im Franziskanerkonvent Sant Bernardí, einen Steinwurf von seinem Elternhaus entfernt, lernte Miquel Josep lesen, schreiben, Latein und singen, und mit 16 Jahren wurde er als Novize in den Orden aufgenommen.

Francesc Palou, Freund und Serra-Chronist, zitierte später seinen Betbruder: "In jener Zeit war ich fast immer kränklich und von so kleiner Statur, dass das Pult für mich unerreichbar war … Aber nach Beendigung des Noviziats wurde ich gesund und stark und erreichte dann auch tatsächlich noch eine mittlere Körpergröße."

Als Mönch nahm er den Namen Junípero an - und machte Karriere: An der Universidad Luliana in Palma erwarb er den Doktor der Theologie, lehrte Philosophie, glänzte als Prediger. Doch mit einem beschaulichen Leben hatte er nichts im Sinn. Statt dessen zog es ihn als Missionar nach Nueva España.

Im Frühjahr 1749 brach er mit vier mallorquinischen und 16 weiteren spanischen Franziskanern in die Neue Welt auf. Aus Angst vor einem tränenreichen Lebewohl verschwieg er seinen Eltern beim Abschied das Ziel der Reise. Hart im Nehmen war er dagegen als Missionar. Hunger und Gewaltmärsche nahm er ebenso klaglos auf sich wie die Selbstkasteiung: Er habe schwere Hemden mit nach innen gerichteten Stacheln getragen, sich blutig gepeitscht und sich Brandwunden auf der Brust zugefügt, wird in einer US-amerikanischen Fernsehdokumentation berichtet.

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Als Karl III. 1756 den Orden der Jesuiten verbot, wurden die Franziskaner von Mexiko nach Bajo California entsandt, um dessen Missionen zu übernehmen. Zu ihrem Vorsteher wählten die Missionare Fray Junípero. Dass er erfahreneren Missionaren vorgezogen wurde, erklärt US-Historiker Hackel folgendermaßen: "Offenkundig zogen seine Mitbrüder nicht nur seine religiöse Hingabe und seine Fertigkeiten als Missionar in Betracht, sondern auch seine politischen Fähigkeiten. In der knallharten Welt der Kolonialpolitik waren dies die Hartnäckigkeit und die klaren Absichten."

Zu dieser Politik gehörte es, die imperialen Interessen Spaniens gegenüber Russland zu wahren, das die Pazifikküste von Alaska her kolonisierte. Von spanischen Soldaten begleitet, zogen die Missionare deshalb nach Alta California weiter, dessen Gebiet in etwa dem heutigen Kalifornien entspricht. Dort sollten sie die geschätzten 300.000 Ureinwohnern zu Christen und spanischen Untertanen machen.

Insgesamt gründeten Junípero Serra und seine Nachfolger 21 Missionsstationen und Klöster. Viele der im heutigen Kalifornien gelegenen Missionen entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Städten, die immer noch ihre spanischen Namen tragen: San Francisco, San Diego, Los Angeles oder Santa Barbara. Auch hier kommt Mallorca wieder ins Spiel: Die meisten dieser Namen leitete Junípero Serra von den Altären der Klosterkirche Sant Bernardí in Petra ab.

1784 starb der Missionar im heutigen Carmel in Kalifornien. Er wurde in der Basilika der Mission San Carlos Borromeo de Carmelo beigesetzt.

Junípero Serra wird am Mittwochabend, 23. September, in den USA vom Papst heiliggesprochen. Das Festprogramm in Petra finden Sie hier.

(aus MM 38/2015)