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Nicht Hase, nicht Ziege, die Drossel gehört zu den am meisten gejagten Tieren auf Mallorca. Auf der Insel zählt sie als kulinarische Delikatesse für Pfanne oder Ofen. Die Saison läuft, die Jäger liegen bereits auf der Lauer. Das ist noch bis zum 27. Januar so. Ein immer wieder umstrittenes Thema.

Auf den Balearen gibt es rund 20.000 Jagdscheine. „Wir sind die Gemeinschaft mit mehr Jägern im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung”, sagt der Präsident der Balearischen Jagdföderation, Pedro Bestard. 15.000 davon etwa widmen sich dem Fang der Drossel. Die besonders auf den Balearen angewandte Jagdtechnik „Caça amb filats” ist EU-weit längst verboten. Hier wurde sie mit dem Schlupfloch „Traditionspflege” als Kulturgut und damit von Politikern als erhaltungswürdig deklariert. Allerdings soll nur noch eine Minderheit von rund 2000 Jägern diese Technik anwenden. Dabei spannt der Jäger ein großes Netz, das von zwei Stäben gehalten wird, um die Vögel darin zu fangen.

Der Rest der Jäger bevorzugt die Schrotflinte. Das macht seit fast 50 Jahren auch Tomeu Salom so. Zusammen mit Mischlingshund „Bobby” geht er fast jeden Tag auf die Jagd. „Bobby” ist eine Mischung aus Bretoner und Braco, die ursprünglich auch als Vorstehhund und wie Letzterer zur Vogeljagd und für die Arbeit mit Falknern gezüchtet wurden. Auch Saloms Söhne sind in der Jagd aktiv, Sohn Joan ist sogar Junior-Balearen-Meister. „Ich arbeite als Kellner in einer Bar in Port d’Alcúdia, aber jetzt, da die Saison vorbei ist, kann ich mich ganz meiner großen Leidenschaft widmen”, erklärt er, ohne dabei die Anwesenheit einer Beute aus den Augen zu verlieren. Für die Jagd auf die Drossel mit Schrotflinte wird eine Munition von etwa 30 bis 32 Gramm verwendet. „Ein guter Jäger trifft mit jedem dritten Schuss”, erklärt Pedro Bestard von der Jagdföderation. Maximal dürften pro Tag 18 Vögel geschossen werden.

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Tomeu Salom verteidigt die Bedeutung der Jagd für das Gleichgewicht des Ökosystems. „Es gibt Arten, die, wenn sie nicht gejagt würden, verschwinden würden.”

Der Mallorquiner Salom weiß, dass die Jagd mit Vorurteilen behaftet ist. Er weiß, dass es unter Jägern auch Barbaren gebe, deshalb könne man aber nicht das ganze Kollektiv beschuldigen. „Echte Wilderer wie noch vor 20 Jahren gibt es heute nicht mehr”, sagt er.

Aufgrund der Vielzahl der Jagden rufen Umweltschützer Fincabesitzer auf, ihre Grundstücke zu Tierschutzgebieten erklären zu lassen. Das ist ab einer Größe von zehn Hektar möglich. Informationen zur Beantragung unter www.gobmallorca.com .