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Wären Eltern bei der Namensgebung ihrer Kinder so kreativ wie Bootsbesitzer, würde wir alle "Mary I", II oder III heißen. Der ein oder andere hätte vielleicht das zweifelhafte Glück, auf den Namen "Poseidon" oder "Mein Herzblatt" zu hören.

Boote tragen einen Namen und laut Brauch darf dieser auch nicht so ohne Weiteres verändert werden. Das bringe Unglück, so eine alte Seemannsweisheit. So eng sieht das heute niemand mehr. Erst kürzlich wurde das bisherige spanische Königsschiff "Fortuna" in "Foners", was so viel wie „die Steinschleuderer der Insel“ heißt, umbenannt. Mit dem ehemaligen Schiff des Königs ist wohl kein Eindruck mehr zu schinden.

Seefahrer sein bedeutete früher: Wochen- bis monatelang auf hoher See, umringt von Seemännern, keine Frau weit und breit. Da wuchs die Sehnsucht nach der geliebten Frau zu Hause. Die Schiffe hatten daher früher häufig weibliche Namen, zwar ein schwacher Trost, aber immerhin ein kleines Andenken. Auch die Galionsfiguren waren häufig vollbusige Frauen mit schönen Rundungen. Das kann manchmal zu grammatikalischen Blüten und Diskussionen führen, wenn es heißt „Die Engelbert” oder „Die Georg I” legt an.

Auch bei der imposanten Luxusyacht "Lady Moura", die im Hafen von Palma ankert und häufig respektvoll nur „Die Lady“ genannt wird, hatte eine Frau die Finger im Spiel. Was nahe liegt – viele Bootsnamen haben einen Bezug zum Meer, tragen die Namen der Meeresgötter oder sind positiv besetzt: Zahlreiche Neptuns, Poseidons oder Boote mit Namen wie "Mi amigo y yo" schippern oder segeln durch die Meere.

Reinhold Rieke, Segellehrer und Boots- und Yachtbetreiber auf Mallorca, sieht das Thema Bootsnamen" pragmatisch. „Bei den großen Schiffen haben die Namen mehr mit dem Geschäft zu tun.“ Außerdem sind Schiffsnamen hervorragende Werbeträger. Die Namen der Geliebten, der Ehefrau oder Tochter findet man eher bei kleineren Booten in Familienbesitz. Die typischen mallorquinischen Llaüts heißen "Las cuatro hermanas", "Mi amor", "Ana" oder "Marguerita". Wie die vier Schwestern in das schmale Boot passen, das ist eine andere Geschichte.

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Eine Bootstaufe mit spritzendem Champagner und einer zerberstenden Flasche am Bug, „auch alles nicht mehr so der Fall heute“, sagt Reinhold Rieke. „Das wird höchstens von einem kleinen Büfett begleitet. Ein richtiger Stapellauf findet nur noch bei großen Schiffen wie der Aida statt.“

Wem der Bootsname nicht gefällt und "Suzy Q" oder "Dory" zu langweilig erscheinen, kann sich im Internet unter „lustige Bootsnamen“ ein paar Ideen holen. Die Gefahr, wenn man sich davon inspirieren lässt – auf den Weltmeeren segeln dann „Aboat time”, „Pier Pressure” oder „Seas the Day” herum.

Was die Kreativität der Bootsnamen betrifft, gibt es keine strengen Regeln. Erlaubt ist, was gefällt und was auf den Bug oder das Heck passt. Wortspiele, umgedrehte Wörter oder zusammengesetzte Namen – das sind häufige Ideen, die Bootsbesitzer haben. Manche versuchen es mit fragwürdigem Humor: Heraus kommen Dinge wie „Morgenlatte” oder „Bin Baden”. Namen wie „Herr der sieben Meere” rächen sich, wenn es über Funk heißt: „Sorry, what? Please repeat and spell!”

Lässt man das Boot umbenennen, muss man es in einem Register neu eintragen lassen. Der Bootsschein, die Funkzulassung und die Versicherung müssen ebenfalls angepasst werden.

Insgesamt sind es ruhige Zeiten für die Bootsnamen. Aber es schadet nie, mit einer „Unsinkable” unterwegs zu sein.

Der Bericht ist Teil der MM-Beilage "Mallorcas schönste Seiten", erschienen in der Printausgabe 29/2020. Eine Auswahl der Berichte aus der Beilage finden Sie hier