Der Schauspieler und Comedian Tommy Schlesser (31) genießt die Dreharbeiten im idyllischen Valldemossa. | Patricia Lozano

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Seit Ende Oktober wird im malerischen Valldemossa der spanische Bestseller „Pan de limón con semillas de amapola” von Cristina Campos unter Regie von Benito Zambrano fürs Kino verfilmt. (Wörtlich übersetzt bedeutet das: Zitronenkuchen mit Mohn. Der deutsche Buchtitel, erschienen 2018, heißt: "Die Insel der Zitronenblüten".

Die spanischen Filmgrößen Elia Galera und Eva Martín verkörpern darin die einander entfremdeten Schwestern Marina und Ana, die eine Bäckerei in Valldemossa erben und dabei auf ein Familiengeheimnis stoßen. Die männliche Hauptrolle spielt der Luxemburger Tommy Schlesser, deutschen Fernsehzuschauern unter anderem durch seine Rollen im „Traumschiff” oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten” bekannt. MM sprach mit dem 31-Jährigen über seine Karriere und die Dreharbeiten auf der Insel (MM45/2020).

Mallorca Magazin: Sie stammen aus einer Juristenfamilie. Schon Ihr Urgroßvater war Jurist. Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Tommy Schlesser:Als Kind habe ich mit meinen Geschwistern aus Spaß Filme gedreht, mein Bruder war der Kameramann, ich habe geschauspielert. Dabei habe ich meine Leidenschaft für meinen heutigen Beruf entdeckt. 2010 nahmen wir sogar am Kurzfilmfestival 99Fire-Films-Award in Berlin teil. Trotzdem wollte ich nach der Schule zunächst etwas „Vernünftiges” machen und habe Jura in Aix-en-Province studiert. Nach zwei Jahren habe ich mich dann doch an der Schauspielschule in Köln beworben und die Aufnahmeprüfung bestanden. Gleichzeitig bekam ich ein Angebot für eine Hauptrolle in einer Sitcom des luxemburgischen Fernsehens, das ich frei nach dem Motto „learning by doing“ angenommen habe. Und danach kamen reihenweise weitere Rollenangebote. Auf die Schauspielschule habe ich daher letztendlich verzichtet, stattdessen einen mehrmonatigen Schauspiel-Workshop in Los Angeles absolviert.

MM: Deutschen Zuschauern sind Sie durch ihre Gastrollen in Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, im „Traumschiff” oder bei „Inga Lindström” bekannt. Wie haben Sie aus Luxemburg den Sprung ins deutsche Fernsehen geschafft?

Schlesser: 2015 kam eine Anfrage von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten” für eine Gastrolle, das habe ich meiner Agentin zu verdanken. 2018 spielte ich erneut in einer luxemburgischen Sitcom mit, deren Regisseur lange für ARD und ZDF gearbeitet hatte. Auf diesem Weg kam ich dann an Rollen in der ZDF-Herzkino-Reihe. Ich hatte also die richtigen Kontakte und auch Glück.

MM: Meist spielen Sie den Frauenschwarm, der die Herzen zum Schmelzen bringt. Würden Sie gerne auch mal andere Rolle übernehmen?

Schlesser: Ich mag „Das Traumschiff”, Rosamunde Pilcher und die Herzkino-Reihe. Als Zuschauer sitzt man gemütlich auf der Couch und kann in eine Traumwelt entfliehen. Und für mich als Schauspieler ist es natürlich toll, mehrere Wochen in exotischen Kulissen zu arbeiten und die Welt kennenzulernen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Job und könnte ewig Rosamunde-Pilcher-Rollen spielen. Natürlich wäre auch eine Krimirolle toll, beim „Tatort” oder in einer „Soko“. Ich bin offen und gespannt, was die Zukunft bringt. Corona hat gezeigt, dass man sowieso nicht alles planen kann.

MM: Zurzeit drehen Sie erstmals auf Mallorca und Gran Canaria. Wie kam es dazu?

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Schlesser: „Pan de Limóncon semillas de amapola” ist eine spanisch-luxemburgische Kinoproduktion. Allerdings bin ich der einzige Luxemburger am Set, alle anderen Schauspieler und der Regisseur sind Spanier. Ich spreche meine Rolle auf Englisch, für die Regieanweisungen gibt es einen Übersetzer. Der Film soll später international vertrieben und dafür synchronisiert werden.

MM: Erzählen Sie etwas über Ihre Kinorolle …

Schlesser: Die Schwestern Marina und Ana sind die wichtigsten Figuren im Buch und im Film. Ich spiele Matthias Schneider, Marinas Freund, und damit die männliche Hauptrolle. Im Buch ist er Deutscher, aber da es eine luxemburgische Co-Produktion ist, wurde er kurzerhand zum Luxemburger. Es ist eine ernstere Rolle, meine Filmfigur arbeitet in Afrika bei „Ärzte ohne Grenzen”. Und ich bin stolz mit Regisseur Benito Zambrano zusammenzuarbeiten, er hat den spanischen Filmpreis Goya gewonnen, war aber auch in Cannes und Berlin erfolgreich.

MM: Eine Bäckerei in Valldemossa ist ein zentraler Schauplatz des Buchs. Wo haben Sie auf der Insel sonst noch gedreht?

Schlesser: Natürlich spielen viele Szenen in Valldemossa, dort ist auch ein Teil des Teams in einem kleinen Hotel untergebracht. Wir haben außerdem in Port de Sóller und am Flughafen von Mallorca gedreht. Der Großteil des Films entsteht auf der Insel. Ich war für meine Szenen von Ende Oktober bis Anfang November in Valldemossa und komme nochmals von Ende November bis Anfang Dezember hierher. Im Januar geht es dann nach Gran Canaria. Dorthin sind wir wegen der Corona-Pandemie ausgewichen, um Szenen zu filmen, die in Afrika spielen.

MM: Wie hat Corona die Dreharbeiten sonst noch beeinflusst?

Schlesser: Aus privater Sicht insofern, dass meine Frau und meine kleine Tochter mich nicht wie geplant auf Mallorca besuchen können. Das gesamte Team wurde vor Beginn der Dreharbeiten einem Coronatest unterzogen. Wir haben eine eigene Ärztin, die täglich Fieber misst. Drei Mitarbeiter sind ausschließlich für Hygienemaßnahmen zuständig, uns werden beispielsweise alle zehn Minuten die Hände desinfiziert. Am Set herrscht Maskenpflicht, der Mund-Nasen-Schutz wird erst direkt vor Aufnahmebeginn abgenommen.

MM:Kannten Sie Mallorca schon vor den Dreharbeiten?

Schlesser:Ja, ich war mehrmals im Urlaub auf der Insel, in Pollença und Cala d’Or. Ich habe es aber nie so leergefegt wie jetzt erlebt. Ich mag die Menschen, das mediterrane Leben und finde die Insel wunderschön. Ich kann mir gut vorstellen, mir hier mal eine Zweitwohnung zu kaufen.

(Die Fragen stellte Maike Schulte)