Stellenweise reichen die Wohnhäuser ringsherum bis an die Mauer des elf Hektar großen, ehemaligen Kasernengeländes heran. | Sepes

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Die Beschreibung des Vorhabens liest sich vielversprechend. Die Pläne zur Bebauung des ehemaligen Kasernengeländes Son Busquets in Palma sehen nicht nur günstigen Wohnraum vor, das Projekt soll auch zum Modell und Vorbild werden aufgrund seiner „urbanistischen Qualität” und Nachhaltigkeit. So erklärt es das dem spanischen Wohnungsbauministerium untergeordnete öffentliche Unternehmen SEPES, dem das etwa elf Hektar große Grundstück im nördlich der Altstadt gelegenen Viertel Cas Capiscol gehört, und das jetzt die ersten, wenigen Details zur künftigen Nutzung des Geländes vorgestellt hat.

Vorgesehen ist demnach der Bau von mehr als 1500 Wohneinheiten. Etwa 2500 Menschen könnten künftig hier leben, überwiegend in Sozialwohnungen. Auf diese Weise solle der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Inselhauptstadt gemindert werden. Das aber ist nicht das einzige Versprechen. Die SEPES-Chefin Leire Iglesias erklärte, es werde ein „Öko-Viertel” entstehen, energieeffizient, praktisch ohne Autoverkehr und versorgt mit Strom aus erneuerbaren Energien. Außerdem werde es drei Hektar Grünflächen geben, unter anderem „einen großen Park mit heimischer Vegetation und nur geringem Wasserbedarf”. Das Bauministerium sieht eine Investition in Höhe von 80,5 Millionen Euro vor.

Auch die Bewohner der umliegenden Stadviertel sollen profitieren: 60 Prozent der Gesamtfläche werden öffentlich zugänglich sein, unter anderem ein großer, zentraler Platz. Neben Einzelhandelsflächen soll es auch Räumlichkeiten für Kultur-, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen geben. Man habe damit zahlreiche Vorschläge aufgegriffen, die Palmas Stadtverwaltung gemacht habe, sagte Leire Iglesias, als sie jetzt mit Bürgermeister Jaime Martínez eine gemeinsame Absichtserklärung zur Realisierung des Projekts unterzeichnete.

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Das Problem dabei: Martínez ist erst seit knapp einem Jahr Bürgermeister und gehört der konservativen PP an. In Madrid dagegen regieren die Sozialisten, die bis zum vergangenen Jahr auch in Palma das Sagen hatten und die bisherigen Planungen für Son Busquets vorangetrieben hatten. Es ist kein Geheimnis, dass die Konservativen in Palma das nun vorgestellte Vorhaben skeptisch sehen. Unter anderem gibt es Bedenken, es könne ein sozialer Brennpunkt entstehen. Auch Anwohnervereinigungen äußern diese Befürchtung immer wieder. Bürgermeister Martínez hatte zuletzt sogar damit gedroht, ein Enteignungsverfahren anzustrengen und das Gelände in Eigenregie städtebaulich zu erschließen.

Dass das Projekt durch den Parteienstreit zwischen Palma und Madrid erschwert werden könnte, war auch im Rahmen der Unterzeichnung der Absichtserklärung nicht zu übersehen. Bereits im Vorfeld hatte es Spannungen zwischen Vertretern der involvierten Institutionen gegeben. So hatten Martínez und Baudezernent Óscar Fidalgo dem Wohnungsbauministerium immer wieder Untätigkeit vorgeworfen. Leire Iglesias wiederum kritisierte, die Stadtverwaltung lasse ihre Absichten bezüglich des Projektes im Dunklen. Die Zentralregierung sei jedenfalls entschlossen, ihren Teil beizutragen. Bürgermeister Martínez versprach nun ebenfalls seine konstruktive Mitarbeit bei der Umsetzung des Projektes.

Wann dieses Realität werden könnte, wollte allerdings keiner der Beteiligten prognostizieren. Bis zum Sommer werde die detailliertere Planung abgeschlossen sein, verspricht man in Madrid. In Palma pocht man dagegen auf eine Beteiligung an der Planungsphase. Und so bleibt das Projekt Son Busquets im wörtlichen Sinne vielversprechend: Es wird viel versprochen, was davon dann auch umgesetzt wird, ist noch völlig unklar.