Burkhard Horstkotte an seinem derzeitigen Arbeitsplatz in der Fakultät für Chemie an der Balearen-Universität.

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Mit seinem konsonantenreichen Nachnamen haben die Kollegen in der Uni noch so ihre Probleme, abgesehen davon ist Burkhard Horstkotte (38) in den vergangenen Jahren aber ziemlich heimisch geworden auf der Insel. Der gebürtige Hamburger spielt in einer mallorquinischen Band, war eine Zeit lang beim Umweltschutzverband GOB aktiv und würde fraglos als Beispiel gelungener Integration durchgehen.

In den Jahren 2003 bis 2008 hat er an der Balearen-Universität im Fach Chemie promoviert und dadurch einen tiefen Einblick ins spanische Bildungswesen bekommen. In Abgründe hat er dabei nicht geschaut, betont er: "Ich bin hier immer gut gefördert worden."

Über ein Stipendienprogramm der Balearen-Regierung kam er an die Doktorandenstelle, nachdem er bereits im Jahr 1999 ein Praktikumssemester auf der Insel absolviert hatte. "Am Anfang habe ich noch gedacht: Gott, ich will doch nicht nach Mallorca", erinnert sich Horstkotte. "Da gibt es so viele Deutsche." Heute ist er froh, dass er sich damals nicht von solchen Überlegungen abschrecken ließ. "Wenn es nach meiner Doktorarbeit ein passendes Angebot gegeben hätte, wäre ich gerne hier geblieben."

Gab es aber nicht und so hat er einen Post-Doktoranden-Vertrag im tschechischen Hradec Králové (deutsch: Königgrätz) angenommen. Der wiederum sieht auch Auslandsaufenthalte vor und so kommt es, dass Horstkotte nun für sechs Wochen wieder im Labor der Balearen-Uni sitzt. Außerdem betreut er zwei Doktorandinnen an der UIB.

Im Rahmen seiner eigenen Doktor-Arbeit hat er sich mit der sogenannten "Fließinjektionsanalyse" beschäftigt. An der Fakultät für Chemie der UIB gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich unter anderem mit diesem Bereich befasst. Auch die Messungen der Luftverschmutzung rund um die Müllverbrennungsanlage in Son Reus gehören zu den Aufgaben dieser Experten-Gruppe.

Zu erklären, was er selbst während der fünf Jahre an der UIB getan hat, fällt Horstkotte nicht leicht. "Ich kann das alles gar nicht mehr auf Deutsch", entfährt es ihm, während er nach Worten sucht. Die Umgangssprache mit den aus aller Welt stammenden Kollegen an der Uni ist Spanisch, seine Doktorarbeit hat er auf Englisch verfasst.

Das Ziel seiner Forschung im Labor ist, automatisierte Methoden zur Überwachung bestimmter Parameter zu entwickeln und zu verbessern: Um chemische Prozesse analysieren zu können, müssen Tests gemacht werden. Per Hand ist das aufwendig, langwierig und teuer. Automatisierte Analyseverfahren schneiden da besser ab und ermöglichen außerdem mehr und genauere Tests.

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Bis der Weg frei war zu seiner Doktorarbeit, musste Horstkotte jedoch reichlich Hürden aus dem Weg räumen. Zunächst musste er hier sein Studium der Umwelttechnik an der Fachhochschule Hamburg anerkennen lassen - ein Spießrutenlauf. Fast 1000 Euro hat er für Übersetzungen ausgegeben, sagt er, Anträge gestellt und dann monatelang gewartet. "Sie haben mir an der UIB zwar sehr geholfen, alle Unterlagen zusammenzubekommen, aber heftig war das Prozedere schon."

Als gewöhnungsbedürftig hat sich das spanische Bildungswesen in mancherlei Hinsicht herausgestellt. "Mein Eindruck ist, dass hier an der Uni unglaublich viel Theorie gelehrt wird", sagt Horstkotte. "Dafür gibt es weniger Praktika. Die Studenten haben selten Gelegenheit zur Arbeit im Labor mit den Instrumenten." Auch die Uhren gehen hier offenbar anders: Auf seine Abschlussurkunde hat er fast fünf Jahre gewartet.

Nicht die einzigen Unterschiede zur Heimat, die Horstkotte während seiner Zeit auf Mallorca festgestellt hat: "Deutsche sind verbindlicher, vielleicht auch etwas ehrlicher und kritisieren auch mehr - etwas, was hier oft als destruktiv aufgefasst wird. Andererseits haben wir Deutschen den Ruf, Quadratköpfe zu sein. Da ist sicher auch etwas dran."

INFO

Doktoranden an der UIB

An der Balearen-Universität (UIB) waren im vergangenen Studienjahr 2011/12 genau 125 ausländische Doktoranden immatrikuliert, teilt die Pressestelle der Hochschule auf Anfrage mit. 79 von ihnen stammten aus Süd- und Nordamerika, 23 aus Europa, 19 aus Afrika und vier aus Asien. Im vergangenen Studienjahr schlossen an der UIB 98 Doktoranden ihre Promotion ab.