Hat alleine 2016 sieben Kurz-Krimis, die auf Mallorca spielen, verfasst: Walther J. Friedrich aus Portocolom. | P. Czelinski

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Wer kann schon von sich behaupten, in einem Wasserschacht vor seinem Haus einen toten Terroristen gefunden zu haben? Sie etwa? Nein? Walther J. Friedrich kann es! Wichtigster Zeuge ist übrigens der Nachbar von gegenüber, der gerade dabei war, auf seiner Terrasse die Wäsche zum Trocknen aufzuhängen und mit seiner Aussage wesentlich zur Aufklärung des Falles beiträgt. Glauben Sie nicht? Nun, so richtig wahr ist das Ganze zugegebenermaßen nicht - vielmehr handelt es sich um Fiktion, eine von Friedrichs vielen Geschichten, die er in den vergangenen Jahren zu Papier gebracht hat.

Der ehemalige Erste Staatsanwalt des Freistaates Bayern, der gemeinsam mit seiner Frau ein Haus in Portocolom bewohnt, schreibt Kurz-Krimis - ganze sieben waren es alleine im Jahr 2016 - die allesamt, genau wie die Geschichte des toten Terroristen, auf der Insel spielen. Wie es dazu kam?

"Kreativ war ich schon immer", erzählt der pensionierte Jurist, der in den Neunzigern eine eigene Fernsehsendung im Bayerischen Rundfunk hatte - "Bürgerfragen". "Schon seit den Siebzigern male ich." So zieren viele bunte Werke von seiner Hand die Wände des Hauses auf Mallorca. "Später kam dann die Leidenschaft fürs Schreiben, erst humoristische Kurzgeschichten, dann Märchen für Erwachsene, Weihnachtsgeschichten und jetzt die Krimis."

Verbrechen seien etwas Faszinierendes, meint Friedrich. Sein ganzes Berufsleben habe er sich mit ihnen beschäftigt und noch immer lassen sie ihn nicht los. "Mit meinen Fällen als Staatsanwalt habe ich abgeschlossen, da verschwende ich keinen Gedanken mehr dran. Aber die vielen menschlichen Abgründe, in die ich während meiner aktiven Zeit blicken musste, haben mich geprägt." Den perfekten Mord gebe es eigentlich nicht, sagt er. "Aber ich habe immer ein wenig Freude daran, den Bösewicht in meinen Geschichten davonkommen zu lassen."

Die besten Einfälle, erzählt Friedrich, habe er früh morgens. Oft küsse ihn gegen vier Uhr die Muse wach. "Dann richte ich mich auf und notiere sofort auf einem kleinen Zettel, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist." Das könnten Namen einzelner Personen ebenso sein, wie Schauplätze oder Teile des Handlungsstrangs. "Natürlich lege ich mich danach nochmal ab und beginne erst am nächsten Morgen mit dem Schreiben." Seine Krimis entstehen immer auf die gleiche Art und Weise und am selben Platz - sie werden am Kopfende des langen Holztisches in seinem Wintergarten auf einer alten Schreibmaschine getippt. "Es ist als Autor wichtig, einen festen Ort zum Schreiben zu haben. Würde ich anderswo sitzen, hätte ich wahrscheinlich nicht so gute Einfälle."

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Andere Leute im Raum stören Friedrich beim Schreiben nicht. "Meine Frau ist oft in meiner Nähe." Diese ist auch meist Erstleser, wenn ihr Gatte mal wieder eine seiner Kurzgeschichten fertigstellt. "Manchmal sagt sie aber auch, ich soll sie mit meinem Kram in Ruhe lassen", merkt Friedrich lachend an.

Mallorcas Dörfer, seine Plätze und seine Gassen haben den Autor, der fast die ganze Welt bereist hat, inspiriert. All seine Kurzkrimis spielen dort, die meisten an der Ostküste. Viele der Hauptpersonen entspringen nicht nur seiner Fantasie, vielmehr sind ihre Charaktere angelehnt an Menschen aus Friedrichs realem Leben. Das kann der Kommissar genauso sein wie der Rechtsmediziner. "Oft wendet sich dann die Polizei an mich und bittet um Mithilfe. Ich komme als Walther Friedrich selbst in meinen Geschichten vor." Die Ermittlungsbehörden in Spanien arbeiteten oft etwas uneffizient, sagt Friedrich. "Hier hat die Staatsanwaltschaft, im Gegensatz zu Deutschland, vergleichsweise wenig Einfluss auf das Ermittlungsverfahren." Da kann man die Hilfe eines erfahrenen Juristen gut gebrauchen.

Während seiner aktiven Zeit hatte Friedrich in Rechtshilfesachen mit der spanischen Justiz zu tun. Diese Erfahrung ist dienlich, um die Arbeitsweise der Behörden in seinen Geschichten wahrheitsgetreu wiederzugeben.

Neben seiner Tätigkeit als Krimi-Autor schreibt er weiterhin an seinen humoristischen Kurzgeschichten über das aktuelle Insel- und Weltgeschehen. Da geht es um den ehemaligen Bischof und seine vermeintliche Geliebte ebenso wie um den zukünftigen US-Präsidenten Trump, die neuen Benimmregeln am "Ballermann" oder den Zusammenstoß eines Mönchsgeiers mit einem Lufthansa-Airbus über Mallorca. Neben den vielen "menschlichen Abgründen" bleibt also immer noch ein wenig Zeit für Humor, oder um es mit den Worten des Autors zu sagen, "um die Feder ein wenig in Spott-Tinte zu tunken."

(aus MM 01/2017)