Sandra Lipski gründete und leitet das Evolution Mallorca International Filmfestival, dessen zwölfte Ausgabe dieses Jahr stattfindet. | Patricia Lozano

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Mallorca Magazin: Frau Lipski, Daniel Brühl ist einer der großen Namen des Evolution Film Festivals 2023. Bei der Eröffnungsgala erhält er den diesjährigen Evolution Icon Award. Wird er ihn persönlich entgegennehmen?

Sandra Lipski: Ja, er wird bei der Opening-Gala am Mittwoch, 18. Oktober, da sein. Und in der Closing-Gala am Dienstag, 24. Oktober, haben wir den Film „The Movie Teller” von Lone Scherfig, in dem er mitspielt. Außerdem kann man ihn am Samstag, 21. Oktober, im Autokino in Port Adriano als Niki Lauda in „The Rush” sehen. Daniel erhält den Icon Award für seine unglaubliche internationale Karriere. Als Deutsch-Spanier, der in verschiedenen Sprachen spielt, passt Daniel perfekt zum Evolution-Motto, Menschen und Kulturen zu verbinden.

MM: Wie kamen Sie mit Daniel Brühl in Kontakt?

Lipski: Daniel hatte eine Rolle in dem Film „Im Westen nichts Neues”, den er auch mitproduzierte. Der Film erhielt vier Oscars, und auf der deutschen Oscar-Party in L.A. habe ich ihn dieses Jahr im Januar kennengelernt und auch vom Festival erzählt. Er ist sehr mit Ruben Östlund befreundet (dessen Film „Triangle of Sadness” das Evolution Film Festival 2022 eröffnete und als bester internationaler Spielfilm ausgezeichnet wurde; Anm. d. Red.). Von ihm hatte er schon von Evolution erfahren und wollte unbedingt mal kommen, und dieses Jahr hat es gepasst. Ich finde es toll, in welchen Kreisen man über Evolution redet. Wir sind da auf einem guten Level. In der Closing-Gala werden wir dann einen weiteren Icon Award verleihen.

MM: An wen geht der Preis?

Lipski: An die dänische Regisseurin Susanne Bier. Sie hat Regie bei „The Night Manager” geführt, der weitgehend auf Mallorca gedreht wurde. Jetzt macht sie gerade ihre neue Netflix-Serie mit Nicole Kidman. Susanne Bier ist Academy Member in Hollywood und eine der international besten Regisseurinnen. Ich bin happy, dass sie kommt. Von ihr zeigen wir am Montag, 23. Oktober, „In A Better World” (Deutsche Version: „In einer besseren Welt”, Anm. d. Red.), für den sie 2011 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film bekommen hat. Danach wird sie Fragen beantworten.

MM: Zurück zur Opening-Gala im Teatre Principal. Das Festival wird mit „Un amor” eröffnet, dem neuen Film von Isabel Coixet. Wird sie dabei sein?

Lipski: Isabel Coixet kommt und wird mit dem Evolution Vision Award ausgezeichnet. Sie ist eine der größten spanischen Regisseurinnen und wir laden sie schon seit Jahren ein. Lustigerweise passt es jetzt mit der Präsentation von „Un amor” ganz genau: Der Film hatte gerade erst in San Sebastián Weltpremiere.

MM: Was ist mit der Hauptdarstellerin des Films, Laia Costa, die vergangenes Jahr beim Festival den Evolutionary New Talent erhielt?

Lipski: Sie würde gerne dabei sein, aber wir wissen noch nicht, ob sie kommen kann, da sie fast im achten Monat schwanger ist. Zugesagt hat aber Bet Rourich, die Kamerafrau von Isabel Coixet. Da wir vergangenes Jahr einen neuen Schwerpunkt auf Kamera eingerichtet haben, der dieses Jahr ausgeweitet wird, werden die beiden am 19. Oktober von 12 bis 13.30 Uhr im Estudi General Lul·lià einen Filmtalk machen. Das wird ein sehr interessantes Gespräch werden, weil Isabel Coixet bekannt dafür ist, dass sie oft auch selbst die Kamera in die Hand nimmt.

MM: Seit vergangenem Jahr gibt es beim Festival den Cinematography Icon Award für Kameraleute. 2023 geht er an Erik Messerschmidt. Warum er?

Lipski: Erik hat letztes Jahr den Oscar in der Kategorie „Beste Kamera” für „Mank” von David Fincher gewonnen. Erik ist 42 Jahre alt und hat zwar letztes Jahr einen Oscar gewonnen, aber so viele Filme noch gar nicht gemacht. Er war früher Beleuchter, wurde so zum Kameramann und hat in kürzester Zeit eine steile Karriere hingelegt. Er hat jetzt auch den nächsten Film von David Fincher gedreht, „The Killer”. Und wir haben exklusiv eine Zusammenarbeit mit Netflix International: Sie geben uns „The Killer”, der im November rauskommt, für ein exklusives Screening hier auf Mallorca. Er wird am 19. Oktober um 18 Uhr im Rivoli Aficine laufen, und anschließend wird es eine Fragerunde mit Erik Messerschmidt geben. Vor dem Screening wird er eine Masterclass im Cineciutat geben.

MM: Das Festival hat Filmen von den Balearen immer viel Raum gegeben. Bleibt das so?

Lipski: Unsere Sektion „Made in Baleares” ist auf 41 Projekte angewachsen. Insgesamt wurden 147 Filme aus 25 Ländern ausgewählt. Darunter gibt es 20 Welt- und zehn Europa-Premieren, 25 Erstaufführungen in Spanien und 25 auf den Balearen.

MM: Es stehen auch einige Foren auf dem Programm. Können Sie uns einen Überblick geben?

Lipski: Wir haben ein Forum mit der Zeitschrift „Camera & Light” über die spanische Welt der Kameramänner und -frauen und eines mit dem Magazin „British Cinematographer” über „Virtual Production”, an dem auch Erik Messerschmidt teilnehmen wird.

MM: Wie kamen Sie auf dieses Thema?

Lipski: Das haben die Leute vom „British Cinematographer” vorgeschlagen. Ich dachte erst: „Oh Gott, „Virtual Production!”. Aber es wird halt so kommen, dass alles virtuell sein wird. Ich habe dann darum gebeten, dass sie auch eine Einführung in das Thema geben. Ich glaube, das wird super interessant.

MM: Inwieweit spielt da der Streik der Schauspieler und Drehbuchautoren in Hollywood rein, in dem es auch um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den Produktionen geht?

Lipski: Bei dieser Veranstaltung geht es um die Nachproduktion, aber das spielt auf jeden Fall rein. KI ist ist ein Riesenthema. Wir haben am Sonntag, 22. Oktober, den Producers Club, unter anderem mit den Produzentinnen Rosie Fellner aus Los Angeles und Louise Vesth aus Dänemark, die den letzten Film mit Mats Mikkelsen, „The Promised Land” (deutsche Fassung: „Der Bastard”; Anm. d. Red.) produziert hat, den wir am selben Tag auch als Premiere haben. Und da wird es um zwei Themen gehen, zum einen ob man heutzutage einen bekannten Namen braucht, um ein Projekt auf die Beine stellen zu können, und zum anderen um die Zukunft mit KI. Vor ein paar Tagen sagte Martin Scorsese bei der Premiere seines neuen Films in New York: „The industry is over.” Das war ein Satz, den wir alle nicht hören wollen, aber ich glaube, man muss schon ein bisschen innovativ in die Zukunft blicken und sich bewusst sein, dass sich alles verändern wird.

MM: Welche weiteren Foren stehen auf dem Programm?

Lipski: Wir machen wieder mit dem Podcast „Girls On Film” aus London ein Forum zu „Women and Leadership”. Daran nehmen Nicole Weis und Nicol Paone teil. Nicol Paone ist Schauspielerin, Autorin und Regisseurin und hat gerade ihren ersten Film veröffentlicht. Das ist nicht irgendein Film, sondern „The Kill Room”, bei dem Uma Thurman und Samuel L. Jackson mitspielen. Die beiden haben seit Tarantino-Zeiten nicht mehr zusammen gearbeitet. Wir wollen von Nicol Paone hören, wie sie die beiden Jahre später wieder gemeinsam vor die Kamera gekriegt hat. Und Nicole Weis ist Vertriebsleiterin bei IFC Films, das ist einer der größten Filmvertriebe in den USA. Wir hoffen, dass sie uns Einblicke geben wird, wie es in Hollywood läuft. Und wir haben den „Green Film Talk”, ein Forum über Nachhaltigkeit, das mit der Mallorca Film Commission und Palma Pictures, unserem neuen Mega-Sponsor, stattfindet.

MM: Sie erwähnten die Premiere von „The Promised Land”. Wird Mads Mikkelsen dabei sein?

Lipski: Er möchte gerne, aber wir haben noch keine hundertprozentige Bestätigung.

MM: Wie macht sich sich der Streik in Hollywood bemerkbar, was die Schauspieler auf der Gästeliste betrifft?

Lipski: Ewan McGregor, der in „Star Wars” Obi-Wan Kenobi spielte, und seine Tochter Clara McGregor sind die Hauptdarsteller in „You Sing Loud and I Sing Louder” von Emma Westenberg. Der Film läuft beim Festival, und beide wären super gerne gekommen, dürfen aber wegen des Streiks nicht. Das ist sehr schade, aber wir haben wenigstens am Sonntag den Film.

MM: Die Wahlen auf Mallorca und den Balearen brachten neue politische Machtverhältnisse und damit verbunden viele Amtswechsel mit sich. Macht sich das für das Festival bemerkbar?

Lipski: Absolut. Wir hatten schon Gespräche mit der neuen Verwaltung, und gleich beim ersten Meeting war klar, dass sie 100 Prozent verstehen, was für eine Energie und Potenzial hinter Evolution steckt, um Mallorca international mit einer Qualität zu promoten, die es vorher noch nicht gab. Es sind immerhin Entscheidungsträger in Hollywood, die hierher kommen.

Das Evolution Film Festival wird von Mittwoch, 18. Oktober, bis Dienstag, 24. Oktober, ausgetragen.
Noch mehr Infos gibt es in unserem Online-Eventkalender.

Opening-Gala: Mittwoch, 18. Oktober, 19.30 Uhr, Teatre Principal, Palma;

Closing-Gala: Dienstag, 24. Oktober, 18 Uhr Pre-Gala Networking-Cocktail, 19.30 Uhr Gala, Film und Preisverleihung

Teatre Principal, Rívoli Aficine, Cineciutat, Estudi General Lul·lià, Port Adriano (Autokino), Kongresspalast

Opening- und Closing-Gala: 15 Euro; Kinoblöcke: 7 Euro; Festival-Pass: 120 Euro

www.evolutionfilmfestival.com