Der einzige volljährige Verdächtige hat bereits vor einigen Tagen ausgesagt. | A. Sepúlveda

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Im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 13-jährigen Heimbewohnerin in Palma werden heute die letzten Aussagen von fünf der sechs jugendlichen Verdächtigen erwartet. Der sechste Verdächtige hatte bereits am Montag vor dem Jugendgericht Stellung bezogen.

Es wird damit gerechnet, dass die Jugendlichen bei ihrer anfänglichen Aussage vor der Polizei bleiben. Dort hatten sie behauptet, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt habe. Angeblich gibt es Whatsapp-Texte, die dies belegen können. Der einzige volljährige Verdächtige, ein Insasse der Jugendhaftantsalt Es Pinaret, wurde nach seiner Aussage unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

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Das Mädchen war an Silvester aus dem Heim zunächst nach Son Gotleu geflohen, wo sie Drogen und Alkohol konsumierte. Anschließend soll es in einer Wohnung im der Brennpunkt-Siedlung "Corea" in Palmas Stadtteil Camp Redó zu den mutmaßlichen Übergriffen gekommen sein.

Zwischenzeitlich meldete das Instituto Mallorquín de Asuntos Sociales (IMAS)16 Fälle, in denen minderjährige Heimbewohnerinnen in Prostitution verwickelt waren. IMAS ist für 30 Einrichtungen mit 359 Schutzbefohlenen zuständig. Es gibt Hinweise darauf, dass die Mädchen gezielt der Prostitution zugeführt werden. Nicht wenige von ihnen wurden wegen sexuellen Missbrauchs aus ihren Familien genommen. Einige der Betroffenen wurden zwischenzeitlich in Einrichtungen auf dem spanischen Festland verlegt. IMAS kündigte an, für die Missbrauchsopfer noch in diesem Jahr ein Heim auf Mallorca zu eröffnen.

Der Jugendheimskandal hat sich unterdessen zu einem Politikum entwickelt. Am Dienstag warf die balearische Ministerin für Soziales, Fina Santiago, der Polizei bei einer Parlamentsrede vor, der Angelegenheit keine ausreichende Priorität einzuräumen. Die balearische Regierungspräsidentin Francina Armengol forderte mehr Geld aus Madrid, um gegen die sexuelle Ausbeutung vorgehen zu können.