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Es ist ein leicht klaustrophobisches Gefühl, das einen überkommt, wenn man in den ehemaligen Luftschutzbunker unter dem neogotischen Inselrats-Palast zu Palma herabsteigt. Die Treppe ist eng, der Beton ist grau, und in dem fünf Meter unter der Erdoberfläche befindlichen röhrenartigen Raum erreichen größere Menschen mit dem Kopf die Decke.

„Lange hielt man sich hier während der Luftangriffe im Bürgerkrieg nicht auf”, sagt Bartomeu Fiol. Der Insulaner führt den MM-Redakteur sichtlich begeistert durch das muffig riechende Geviert. „Die Menschen saßen etwa 30 bis 40 Minuten auf den Betonbänken, dann durften sie wieder heraus.” 130 öffentliche Luftschutzbunker habe es damals gegeben, sagt der Autor eines Fachbuchs („Els Refugis Antiaeris de Palma”/Verlag Lleonard) und Ingenieur, während er fast elektrisiert auf einen Lüftungsschacht zeigt, durch den lebenswichtiger Sauerstoff in das mit Licht ausgestattete Verlies drang. „In den größten in Palma passten etwa 600 Bürger.” Auch zahlreiche private Bunker wurden damals angelegt.

Mallorca wurde vom Beginn des Krieges 1936 bis zu seinem Ende 1939 bekanntlich von den Aufständischen um Francisco Franco gehalten. Ein Eroberungsversuch durch vom Insel-Osten anrückende Republik-Kräfte im September 1936 schlug fehl, und so versuchte man sich mit besonderer Intensität ab 1937 im Bombenkrieg.

Wenn sich Kriegsflugzeuge näherten, ertönten wie auch in deutschen oder britischen Städten während des Zweiten Weltkriegs Sirenen. „Es gab auf Mallorca ein dichtmaschiges Luftüberwachungsnetz”, weiß Bartomeu Fiol. „Wurden irgendwo Flugzeuge gesichtet, meldete man sich in der Zentrale im Almudaina-Palast, wo Alarm ausgelöst wurde.” Dann mussten die Einwohner ihre Wohnungen verlassen und sich zu den Bunkern begeben. Es wurde ihnen nach Angaben des Experten untersagt, Tiere oder Nahrung mit in die streng bewachten Räume zu bringen.

Nach dem Bürgerkrieg wurden sämtliche dieser Einrichtungen zugemauert. Auch der Inselrats-Bunker ist vom zweiten, im Inneren des Gebäudes liegenden Eingang aus nicht betretbar, da dort Mauersteine platziert wurden.

Nach Jahrzehnten des Vergessens fühlte Bartomeu Fiol vor einiger Zeit bei der Stadtverwaltung zwecks Führungen durch diese Räume vor. Im Herbst 2019 wurde dann kurzzeitig ein Bunker unterhalb des Es-Baluard-Museums geöffnet. Fiol brachte ihn Dutzenden Menschen nahe.

Der Bunker-Narr von Palma war schon als junger Mann von der geheimnisvollen Welt unter den Straßen fasziniert. „Ich trieb mich auf Baustellen rum, und wenn mal ein Bunker entdeckt wurde, fragte ich die Arbeiter, ob ich hinein darf”, so der Autor. „Etwa 25 Jahre ist das schon her.” Er lernte so Dutzende dieser Räume kennen, kleine ohne Bänke, aber auch erheblich größere.

Bartomeu Fiol träumt davon, die Stadtverwaltung dahingehend zu überzeugen, dass sie einige dieser Einrichtungen permanent für die Menschen öffnet. „Ich komme langsam weiter mit meinen Bemühungen”, freut er sich. Fast zärtlich streichelt er beim Hinausgehen die raue Betondecke.