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Das Wasser an der Cala Agulla in Cala Rajada ist glatt wie ein Spiegel. Es ist am Vormittag auch noch nicht allzu heiß, während Manuel Faust sein Stand-up-Paddelboard, kurz SUP, an einer gelben Boje rund 100 Meter vom Ufer festmacht. Diese wird für die nächsten 45 bis 60 Minuten seine mobile Wasserbasis sein.

Das elektrische Hydrofoil-Surfbrett „Flyer One” aus Styropor.

Es sind nahezu perfekte Bedingungen. Fausts Freundin, Carla Prieto Pérez, beruhigt derweil den Urlauber, der sich heute im „E-Foil-Surfen” versuchen möchte. „Das ist leichter als es aussieht”, grinst die 37-Jährige, während ihr Freund ergänzt: „Es ist wichtig, dass du dich an meine Anweisungen hältst.” Mit Anweisungen sind die einzelnen Schritte gemeint, die am Ende dafür sorgen sollen, dass der nicht übermäßig sportlich wirkende Mann am Ende dieser Stunde über die Bucht fliegt.

„Das hier ist deine Fernbedienung, damit stellst du die Geschwindigkeitsstufen ein.” Die Fernbedienung erinnert ein bisschen an die Waren-Scanner-Pistole vom Supermarkt um die Ecke oder an die knubbeligen kleinen Plastikgriffe der Carerra-Rennbahn, mit der man als Kind früher seine Autos beschleunigte. „Der entscheidende Vorteil gegenüber anderen Systemen ist”, erklärt Faust weiter, „dass du deine Geschwindigkeit nicht mit dem Zeigefinger regeln musst. Du stellst dir einfach eine Geschwindigkeitsstufe ein und gibst Vollgas. Wenn du schneller oder langsamer werden möchtest, schaltest du einfach mit dem Daumen eine Stufe hoch oder runter. Das bedeutet, du kannst dich viel besser auf die wichtigeren Dinge, wie etwa dein Gleichgewicht, konzentrieren.”

Der E-Foil-Surf-Neuling hat sich mittlerweile aus dem Wasser und mit dem ganzen Körper auf das 28 Kilo schwere und aus sehr hartem Styropor bestehende Brett gehievt. „Das war Schritt eins”, lacht Carla Prieto Pérez, während Manuel Faust die weiteren Schritte erklärt. „Erst mal versuchst du auf dem Bauch liegend ein Gefühl für das Brett zu bekommen. Wenn du dich sicher fühlst, gehst du in den Vier-Füßler-Stand und drehst so ein paar Runden. Als Nächstes stellst du ein Bein auf und wenn du dich daran gewöhnt hast, dann versuchst du aufzustehen. Wenn das wiederum klappt, dann spielst du mit den 24 Geschwindigkeitsstufen, bis du abhebst und fliegst.”

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Dieses „Abheben” aus dem Wasser ist der Grund, warum sich die Blicke der Strandbesucher für gewöhnlich an das elektrische Hydrofoil-Surfbrett heften. Es wirkt unglaublich, wenn das Brett einen halben Meter über der Wasseroberfläche dahingleitet. Dabei ist das Prinzip dahinter nicht nur schon sehr alt, sondern auch recht einfach. Genau wie bei einem Flugzeug in der Luft wird durch die Form des Flügels unter der Wasseroberfläche das vorbeirauschende Nass unterschiedlich schnell über und unter den Flügel befördert. Es entsteht Auftrieb, das Brett erhebt sich aus dem Wasser und nur der Elektro-Motor mit Schraube, die Finne und die Flügel müssen noch gegen den Wasserwiderstand kämpfen. Auf diese Weise kann man je nachdem, was die Bedingungen zulassen, mit bis zu 36 Stundenkilometer über Mallorcas Buchten fliegen.

Würde man den Controller die ganze Zeit auf Vollgas gedrückt halten, könnte der E-Foil-Surfer bei vollgeladenem Akku rund 55 Minuten über das Wasser düsen. Das ist allerdings utopisch, denn die Oberschenkel, die das aushalten würden, müssten aus Stahlbeton sein.

Um dem fortgeschrittenen E-Foil-Surfer noch etwas mehr Agilität zu ermöglichen, kann Manuel Faust mit nur vier Schrauben kleinere Flügel unter das Brett montieren. Dadurch wird das Ganze zwar instabiler, aber auch wesentlich wendiger.

„Wer schon mal auf einem Wakeboard, Snow-board oder Surfboard stand, der hat definitiv Vorteile. Einfach, weil das Gleichgewichtsgefühl oft besser ausgeprägt ist. Im Prinzip kann aber jeder übers Wasser fliegen, der eine früher, der andere später”, erklärt Pérez, und ihr Freund ergänzt: „Wie aus unserem Firmennamen Sea Experiences (www.sea-experiences.com) vielleicht herauszulesen ist, geht es uns zu einem großen Teil, um die Erfahrungen, welche die Leute mit uns auf dem Wasser machen. Wir wollen, dass die Menschen eine gute Zeit haben, und deshalb steht bei uns auch keiner mit der Stoppuhr daneben. Wir versuchen grundsätzlich immer alles möglich zu machen.”

Für Neugierige gibt es zwei Optionen, um mit den beiden eine gute Zeit auf dem Wasser zu haben: Entweder sie kommen in die Bucht, wo ihre Kunden vor Anker liegen und bringen sämtliches Equipment mit. Die Preise werden dabei vorher individuell ausgehandelt. Oder die zwei organisieren einen Erlebnis-Vor- oder Nachmittag. Dieser geht drei bis vier Stunden inklusive Boot sowie Wasserspielzeug und kostet 250 Euro pro Person. Das Paar hat neben dem E-Foil-Surfboard noch andere Spielzeuge im Repertoire. Das klassische Wasser-Jetboard, Unterwasser-Scooter und Elektro-SUPs. Wer sich ein fliegendes Surfbrett kaufen möchte, kann das ebenfalls bei den beiden. Die Styropor-Version kostet 8000 Euro, die Styropor-Carbon Ausgabe liegt bei 9500 Euro.