Ein Großteil des in Palma genutzten Trinkwassers kommt aus den beiden Stauseen (hier der Cúber-See). | Ultima Hora

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In manchen Gemeinden der Insel reicht ein Blick ins Trinkglas, um zweifelsfrei und sogleich feststellen zu können, dass das Wasser aus der Leitung nicht genießbar ist und bestenfalls zum Zähneputzen taugt – wenn überhaupt. Im vergangenen April etwa machten Fotos im Internet die Runde, die im Küstenort Porto Cristo entstanden waren und das dortige Leitungswasser zeigten. „Es ist so trübe, dass manch einer sich noch nicht einmal damit zu duschen traut”, berichteten lokale Medien damals.

Zwar sind die Versorgungsunternehmen verpflichtet, die ausreichende Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten, das allerdings ist nicht immer und überall der Fall. Manacor – die Gemeinde im Inselosten, zu der auch Porto Cristo gehört – ist seit vielen Jahren eines der Negativbeispiele. Auch in diesen Tagen gilt das Trinkwasser dort als „nicht genießbar”, wie aus den Angaben auf der Internetseite sinac.sani dad.gob.es hervorgeht, auf der das spanische Gesundheitsministerium über die Wasserqualität in sämtlichen Städten und Gemeinden des Landes informiert.

In den Köpfen der Mallorquiner hat sich im Laufe der Jahre festgesetzt, dass zum Trinken nur Wasser aus der Plastikflasche taugt. Kein Wunder, dass Daten des spanischen Ernährungsministeriums zufolge jeder Balearenbewohner im Schnitt ziemlich genau doppelt soviel abgefülltes Mineralwasser kauft, wie ein Durchschnittsspanier.

In Palma bemüht sich das Versorgungsunternehmen Emaya seit vielen Jahren, mit den Vorurteilen gegenüber Leitungswasser aufzuräumen, und betont, dass dessen Qualität streng überwacht werde und es regelmäßige Kontrollen gebe. „Das Wasser, mit dem wir die Haushalte beliefern, kann man ohne jedes Problem zum Trinken und Kochen benutzen”, heißt es auf der Internetseite.

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Gleichzeitig aber verrät schon ein Blick auf die Messergebnisse, die das Emaya-Labor veröffentlicht, warum auch das Leitungswasser der Inselhauptstadt so einen schlechten Ruf hat. Mit 
16 ºdH (Grad deutscher Härte) handelt es sich um besonders hartes Wasser. Was das bewirkt, kann jeder Inselbewohner bei sich zu Hause beobachten: Verkalkte Armaturen, verkrustete Wasserkocher und Duschköpfe, aus deren halb verstopften Öffnungen das Wasser schon nach wenigen Wochen in alle erdenklichen Richtungen schießt. Durch Beimischen von Wasser aus den Stauseen, aus den Entsalzungsanlagen und aus der Osmoseanlage werden die hohen Calcium- und Magnesium-Werte zumindest auf ein erträgliches Maß reduziert. Nicht so leicht zu beheben ist allerdings ein anderes Problem: der gewöhnungsbedürftige Geschmack des Leitungswassers, der durch die oft große Menge Chlor zustandekommt, die in der Trinkwasseraufbereitungsanlage hinzugefügt wird.

Gemeinden wie Manacor wiederum, die nicht über die vielfältigen Bezugsquellen wie die Inselhauptstadt verfügen, sind weniger flexibel bei der Wasseraufbereitung. Im Inselosten begegnet man dem Problem nun mit einem Pilotprojekt: Seit einiger Zeit ist dort eine Trinkwasseraufbereitungsanlage in Betrieb. Testweise wurde dort auch gleich eine Abfüllstation eingerichtet, an der sich die Anwohner bedienen können. Der Andrang war so groß, dass sich zeitweilig lange Schlangen bildeten. Wenige Wochen später wurde daraufhin eine zweite Station installiert.

Golfplätze können künftig wieder nur noch mit Klärwasser gegossen werden. Die Balearen-Regierung kassiert eine Regelung wieder ein, die in den vergangenen Jahren in Ausnahmefällen auch die Nutzung von Wasser aus Entsalzungsanlagen vorsah. Derzeit verfüge der Golfplatz Alcanada über eine zeitlich befristete Genehmigung zur Nutzung von entsalzenem Meerwasser, berichtet die Tageszeitung „Ultima Hora”. Ein weiterer Antrag sei in Bearbeitung, heißt es weiter.

Die Stadtwerke der Inselhauptstadt wollen den Konsum von Leitungswasser fördern, indem sie öffentliche Trinkbrunnen aufstellen. Mittlerweile gibt es 47 davon im Stadtgebiet, und sie werden offenbar gut angenommen: Derzeit zapfen Passanten pro Tag und Brunnen im Schnitt 300 Liter gefiltertes Wasser ab. Laut Emaya werden auf diese Weise hunderttausende Plastikflaschen eingespart. Noch in diesem Jahr sollen 16 weitere Trinkbrunnen installiert werden.

Jeder vierte Liter Trinkwasser wird auf Mallorca von Urlaubern verbraucht, hat kürzlich eine Studie von Forschern der Balearen-Universität ergeben. Die Wissenschaftler verglichen zu dem Zweck Daten aus dem Jahr 2019 mit Daten aus dem Jahr 2020 – in dem wegen der Corona-Pandemie praktisch keine Urlauber auf der Insel waren. Der Verbrauch sank demnach besonders in touristisch geprägten Küstengemeinden – in Muro etwa um fast 74 Prozent.