Würzig, kräftig, sinnlich, anregend: Víctor Alarcón ist Duft-Designer und fasziniert von den Wohlgerüchen mallorquinischer Gewächse. Auf seiner Familienfinca bei Cala Falcó baut er Heil- und Aromapflanzen auf über 20 Hektar an. | Viti Vinci/@clardeclara

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Víctor Alarcón hat eine große Passion: Düfte. Und seit die Familie des Bio-Chemikers und Parfüm-Designers eine 42 Hektar große Finca bei Cala Falcó nahe Manacor gekauft hat, blüht seine Leidenschaft für Wohlgerüche um so mehr. Denn dort hat sich seine Firma Viti Vinci vorgenommen, mallorquinische Aroma- und Heilpflanzen anzubauen. Auf eine besondere Art: mit Hilfe der Permakultur. "Das Anwesen ist wunderschön am Meer gelegen, doch als wir das Land erworben haben, war der Boden vollkommen tot", erzählt der 28-Jährige, der zuvor in London und in den Vereinigten Staaten gelebt hatte. Eines war sofort klar: Auf dieser ausgelaugten Erde konnte er unmöglich wohlig duftende, gesunde Kräuter ziehen. Und da niemand in dem Familienunternehmen landwirtschaftliche Kenntnisse hatte, schon gar nicht in Sachen regenerativem Ackerbau, half nur eines: Fachbücher wälzen, Internetseiten durchforsten und vor allem ausgewiesene Experten zu Rate zu ziehen, um die Flächen wiederzubeleben. Gesagt, getan. Bodenproben wurden genommen, analysiert und Maßnahmen eingeleitet, um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Ein Erdreich voller wertvoller Mikroorganismen und Kleinlebewesen – das war das erste Ziel.

Dafür reicherten Víctor Alarcón und sein Team als ersten Schritt insgesamt 22 Hektar mit Pflanzenkohle an. Anders als etwa bei Holzkohle werden dabei nicht nur Zweige, Äste oder Baumstämme verkohlt, sondern eine ganze Reihe verschiedener Pflanzen. Der Vorteil: Diese Kohle lockert und belüftet das Erdreich. Und sorgt darüber hinaus dafür, dass es Feuchtigkeit länger speichern kann. Kurzum: Sie verbessert den Boden deutlich. Doch damit nicht genug: "Wir haben auf der Finca an organischem Material alles zusammengetragen, was sich so finden ließ, und in den Boden eingearbeitet”, berichtet Víctor Alarcón. "Dazu gehörten unter anderem einige abgestorbene Mandelbäume, die auf unserem Gelände standen und die wir in den Kreislauf zurückgeführt haben." Hinzu kam der Dung von Pferden von nahegelegenen Höfen.

Im Reich der Aromen

Und so geschah ein kleines Wunder: "Schon nach drei Monaten haben wir wieder die ersten Würmer im Boden entdeckt", sagt Víctor begeistert. Das war ein sehr gutes Zeichen, auch eine Vielzahl von Mikroorganismen tummelte sich im Acker. "Die Fähigkeit der Natur, sich binnen kurzer Zeit zu erholen, ist einfach faszinierend", schwärmt der junge Mann. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er und seine Familie sich insgesamt zwei Jahre lang darauf konzentriert hatten, den Boden zu regenerieren. "Damit er so fruchtbar bleibt, müssen wir auch weiterhin einiges dafür tun." Doch die erste Etappe war geschafft. Auf dem gesunden Boden konnten sie schließlich die ersten Aromapflanzen setzen. Die Wahl fiel zunächst auf heimische Gewächse wie Rosmarin, Myrthe, Lavendel, Johanniskraut, verschiedene Sorten von Thymian, und sogar Meerfenchel war dabei. "Wir schauen jetzt, welche Pflanzen auf der Finca am besten gedeihen, und wollen uns für die Parfümherstellung dann später auf fünf einheimische Mallorca-Aromapflanzen spezialisieren."

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Mit einer Destillieranlage aus Kupfer gewinnen Víctor Alarcón und sein Team wertvolle Duftstoffe. Fotos: Viti Vinci/@clardeclara
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Garten Eden für einheimische Pflanzen

Die Pläne gehen noch weiter: Denn darüber hinaus will die Familie zahlreiche weitere Pflanzenarten setzen – und so eine Art Refugium für autochthone Gewächse schaffen. Dazu zählen dann nicht nur Heil- und Aromapflanzen, sondern zum Beispiel auch alte, einheimische Rosensorten oder Zitrusbäume. "Wir möchten ihnen einfach einen Lebensraum geben, um die wertvolle Pflanzenvielfalt Mallorcas im Sinne größtmöglicher Biodiversität zu erhalten", lautet das Credo. Genau aus diesem Grund hatAlarcónsFirma Vita Vinci vor, eine Samenbank für Inselgewächse anzulegen. "Wir arbeiten dabei mit der Balearen-Universität zusammen und hoffen auch, dass unser Projekt als Beispiel dienen kann für andere Engagierte, die ähnliche Vorhaben auf Mallorca umsetzen möchten", lautet die Begründung. Denn: "Die Weitergabe unseres Wissens und unserer Erfahrungen ist für uns fundamental, wir möchten all das mit anderen teilen!"

Wer auf der Finca Boden-Reliefs entdeckt, sollte sich nicht wundern. Die kleinen Wälle tragen zu einer verbesserten Wasserspeicherung bei. Eine derart gestaltete Anbaufläche lässt sich außerdem effektiver nutzen, da unterschiedliche Pflanzen sozusagen auf zwei Etagen gesetzt werden können und dadurch die Artenvielfalt auf engem Raum erhöht wird. Versteht sich, dass durch eine geschickte Auswahl von Pflanzen auch Schädlinge in Schach gehalten werden können. Bald ist die Finca zudem das Zuhause von Schweinen, Schafen, Kühen und Hühnern. "Wir setzen hier ja auf Kreislaufwirtschaft und brauchen die Ausscheidungen der Tiere zum Düngen der Felder", erläutert der Naturenthusiast. Damit es eine wirklich runde Sache wird.

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Dufter Typ: Víctor Alarcón hat ein Faible für ökologisch angebaute Pflanzen und ihre Aromen.

Wer in die Welt der Parfüme von Víctor Alarcón hineinschnuppern möchte, hat dazu bei unterschiedlichen Workshops in dem Geschäftsatelier von Viti Vinci in Palma Gelegenheit. Im Rahmen der Aromakunde heißt es dann, Düfte und ihre Nuancen zu erkennen und Wissenswertes über die Eigenschaften und Bedeutung von Aroma-Konzentraten und ätherischen Ölen für die Gesundheit zu erfahren. Und wer seine Fiesta in Wohlgerüche tauchen möchte: kein Problem. Die Duft-Spezialisten organisieren Events mit verschiedenen Aroma-Routen auf Fincas, lassen Hotels und Schiffe aufs Angenehmste riechen, kreieren eigene Duft-Identitäten für Unternehmen. Das nennt man dann Duft-Marketing. Längst ist klar: Gut gemachtes Duft-Marketing kann den Umsatz steigern und Kunden stärker an eine Firma binden. Denn Gerüche wecken Emotionen. Und mit umweltfreundlich gewonnenen Essenzen aus Mallorca fühlt es sich gleich noch viel besser an.