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Eine 5000 Quadratmeter große Hanfplantage, ein Kilometer Luftlinie von der Gemeinde Binissalem entfernt, ist der Arbeitsplatz von Inés Calleja und Nuño Monasterio. Das Paar kultiviert hier im Rahmen seiner Genossenschaft "Noma" Tausende von weiblichen Cannabispflanzen – denn nur diese lassen sich für ihre Produkte verarbeiten, die sie online und in Öko-Shops und Apotheken auf den Inseln und dem spanischen Festland verkaufen. Das ganze funktioniert über ihre Firma "Canem", ist völlig legal und hat mit dem immer geläufiger werdenden Drogenkonsum und Kiffen in Spanien nichts zu tun, wie die 38-jährige Calleja erklärt: "Marihuana und Hanf werden beide jeweils aus der Cannabis-Pflanze hergestellt. Unsere Produkte unterscheiden sich zum Gras, das hier illegal ist, im THC-Gehalt, welches das psychoaktive Element ist. Unser Hanf hat einen Gehalt von weit unter 0,3 Prozent, was in der EU der Höchstwert ist."

Ökologisch, natürlich und vegan: Das sind dieZertifikate, die den Cannabis-Produkten des jungen Start-ups verliehen wurden.Dazu zählen CBD-Öle, ein Hautbalsam, eine After-Sun-Lotion und ein Serumgegen Hautalterung.

Zu ihren Erzeugnissen gehören CBD-Öle mit wahlweise 10, 15 oder 25 Prozent CBD-Gehalt, ein Massageöl und weitere Kosmetikartikel wie ein veganes Hautserum und eine Aftersun-Lotion. Von der Wirkung der Fabrikate ist die Mallorquinerin Calleja überzeugt: "Ich selbst benutze das CBD-Öl während meiner Periode und es hilft mir besonders, die krampfartigen starken Regelschmerzen zu lindern". Auch bei Zahnfleischentzündungen, Arthrose und gegen Schlafprobleme könne das Hanfpräparat eingesetzt werden, wobei bislang keine Nebenwirkungen bekannt seien. Calleja betont, dass Hanfblütenextrakte keine Wundermittel seien – doch gäbe es ihr zufolge eine wissenschaftliche Studie, die nachweise, dass Cannabidiol erfolgreich bei Kindern und Jugendlichen zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wurde. (Anmerkung der Redaktion: Sollten Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen, wird empfohlen, vor der Einnahme von CBD-Öl den Rat eines Arztes einzuholen).

Der aus Asturien stammende Nuño Monasterio erklärt, dass die ältere Generation auf den Inseln Vorbehalte gegen die Hanf-Produkte habe, schließlich würde es diese erst seit wenigen Jahren auf dem Markt geben. "Sie benutzen sie erst auf Empfehlung ihrer Kinder, und kaufen dann aber immer wieder bei uns ein."

Zu den Nachbarn gebe es ein sehr freundschaftliches Verhältnis, nachdem Calleja und Monasterio, ihnen versicherten, dass es sich um eine Hanfplantage für industrielle Zwecke handelt. Die Besitzer der anliegenden Grundstücke würden den beiden Hanfbauern sogar Respekt entgegenbringen – schließlich würden sie mit eigenen Augen sehen, wie viele Stunden täglich Calleja und Monasterio mit dem Anbau ihrer Nutzpflanzen verbringen. In den Monaten Mai bis Oktober stehen sie von sechs Uhr morgens bis 13 Uhr auf ihren Feldern, und anschließend in der zweiten Schicht von 18 bis 21 Uhr. In den Stunden dazwischen sitzen sie am Computer. In den übrigen Monaten, von November bis April, kümmern sie sich um den Vertrieb.

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Nur einmal hätten sie in der Vergangenheit Ärger mit den Bewohnern von Binissalem gehabt: Jugendliche hätten von ihrer Farm Pflanzen gestohlen, da sie davon ausgegangen seien, dass sie das Cannabis als Rauschmittel verkaufen könnten. Doch sind die jungen Übeltäter anhand von Aufzeichnungen der installierten Videokameras überführt worden, so der 40-jährige Monasterio.

Da der Hanfanbau und die Produktion von Cannabidiol in Spanien Neuland ist, hätten viele Behörden und Institutionen das junge Start-up im Visier. „Wir bekamen eine Stippvisite vom Drogendezernat und wurden vom Gesundheitsamt und der Steuerbehörde unter die Lupe genommen”, erklärt Monasterio. Grund hierfür sei die komplizierte Rechtslage in Spanien, denn für den Hanfanbau gelten immer noch Gesetze, die in den 60er Jahren von der Franco-Regierung erlassen wurden. Das komplexe Rechtssystem mit juristischen Grauzonen erlaube zwar den Anbau der Hanfprodukte, untersage jedoch zugleich ihre Weiterverarbeitung. Aus dem Grund werden die Blätter und Blüten der Pflanze, also die Biomasse, nach der Ernte nach Italien transportiert, wo sie legal weiterverarbeitet und extrahiert werden. Im finalen Schritt werden sie sodann in Andalusien endverarbeitet und veredelt, bevor sie wieder nach Mallorca gelangen. Das Hanfbauern-Paar sieht sich daher als Wegbereiter für den Hanfanbau auf der Insel, der noch in den Kinderschuhen stecke.

Monasterio und Calleja hätten sich zwar seit 2018 in der Theorie damit beschäftigt und 2021 ihre Plantage gegründet. "Viele, die mit dem Cannabis-Anbau beginnen, sehen es als eine Art neuen Goldrausch, und wollen ihr neu gewonnenes Wissen geheim halten". Aus dem Grund müssten sich Monasterio und Calleja autodidaktisch weiterbilden, und vieles finden sie nur mittels Versuch und Irrtum heraus. "Bei den beiden letzten Ernten mussten wir bis zu 50 Prozent wegwerfen, da uns das Know-how für den Anbau und die Bewässerung fehlte", erklärt Monasterio. Derzeit laufe eine vom Agrarfond Fogaiba finanzierte Studie in Zusammenarbeit mit der Balearen-Universität (UIB), die die optimalen Bedingungen für den Anbau der Cannabis-Pflanze erforscht.

Die Start-up-Gründer erklären ferner, dass die Inseln und Gegenden in anderen südeuropäischen Ländern, im Gegensatz zu Deutschland und den Niederlanden aufgrund der vielen Sonnenstunden hervorragende Bedingungen für die Herstellung von hochwertigem CBD-Öl hätten. In Zukunft wünschen sie sich noch weitere Mitstreiter in ihrer Kooperative. Denn zurzeit liegen noch weitere Felder mit einer Gesamtgröße von 15.000 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zur Autobahn Ma-13 brach, auf die sie ihre Hanfplantage gerne ausweiten wollen.