Internetbetrüger sind auf Mallorca in letzter Zeit so aktiv wie nie. Den Behörden zufolge verdreifachte sich in den zurückliegenden Monaten die Zahl der aufgegebenen Anzeigen. | Karen Flores

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Betrügereien über das Internet bereiten den Sicherheitsbehörden auf Mallorca zunehmend Sorgen. Wie aus Recherchen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hervorgeht, ging in den zurückliegenden Monaten bei der Guardia Civil und der Nationalpolizei nahezu das Dreifache an Anzeigen von mutmaßlichen Opfern ein als gewöhnlich. Insbesondere handele es sich um Betrugsmaschen organisierter Banden, die ihre Opfer via gefälschter E-Mails und Kurznachrichten kontaktierten. "Allein am Dienstag nahmen wir in der Hauptwache der Nationalpolizei Palma-West zwölf Anzeigen in diesem Zusammenhang auf", sagte ein Polizeisprecher gegenüber der Zeitung. Was man gegenwärtige beobachte, sei eine "Lawine" an Betrugsfällen, die außer Kontrolle geraten sei.

Besonders beliebt bei Internetbetrügern ist nach Polizeiangaben das Phishing – der Diebstahl persönlicher Daten mithilfe gefälschter Webseiten, E-Mails oder Kurznachrichten. Dabei werden erbeutete Daten, etwa zu Kreditkartennummer oder Bankverbindungen, für Shoppingtouren im Netz auf Rechnung der Opfer missbraucht. Oft, so "Ultima Hora", gäben sich die Kriminellen als die Hausbank ihrer Opfer aus.

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Eine andere Masche bezeichnen die spanischen Ermittler übersetzt als "Liebesbetrug" (El timo del amor). Dabei geben sich vermeintliche Don Juans in den sozialen Medien gegenüber Frauen als US-amerikanische Elitesoldaten aus, die sich auf gefährlicher Mission in Nahost befänden. Über mehrere Monate wird der Kontakt intensiviert und den Opfern vorgegaukelt, an sie ihr Herz verloren zu haben. Irgendwann, so ein Fahnder der Nationalpolizei gegenüber der Zeitung, erreiche die Frauen eine beunruhigende Nachricht à la: "Ich brauche dringend Geld, um hier herauszukommen. Ich will mit dir zusammen sein, aber dafür brauche ich deine Hilfe." Mindestens zwei Opfer aus Palma hätten auf diese Weise 50.000 beziehungsweise 70.000 Euro verloren.

Fast schon ein Klassiker der Betrugsmaschen ist der sogenannte "falsche Sohn". Hierbei greifen die Kriminellen nach Polizeiangaben auf WhatsApp oder SMS zurück. Sie geben sich als Sohn oder Tochter aus, dem beziehungsweise der vor wenigen Augenblicken das Handy geklaut worden oder verlorengegangen sei. Die für ihre vermeintlichen Eltern unbekannte Nummer begründen sie damit, dass sie die Nachricht von einem geliehenen Smartphone sendeten. Für den Kauf eines neuen Gerätes oder aufgrund einer Notlage bitten sie ihre Eltern um eine Sofortüberweisung, "in einem alarmierenden Tonfall, der bei Eltern Sorge auslöst". Anrufe der vermeintlichen Opfer nehmen die Betrüger natürlich nicht entgegen, was bei ihren vermeintlichen Eltern "oft zusätzliche Panik" auslöse, so die Nationalpolizei.

Die Liste der Betrugsmaschen lässt sich "Ultima Hora" zufolge fast beliebig lang fortsetzen, zusammenfassend spricht die Polizei von den Top Ten. Gleichzeitig appelliert sie an den gesunden Menschenverstand, wenn im Postfach oder auf dem Handy verdächtige Nachrichten eingehen. "Banken fragen grundsätzlich nie nach vertraulichen Daten", so der Polizeisprecher, "und sollte jemand tatsächlich danach fragen, dann kann man davon ausgehen, dass ein Betrüger am Werk ist". Auch sollten sich User gut überlegen, bei zweifelhaften Links zu klicken. "Sekunden später kann ein Trojaner auf dem Computer oder Handy sein, der die Bankdaten ausspioniert."