Alberto Núñez Feijóo will für die konservative Volkspartei Regierungschef werden. | Ultima Hora

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Eigentlich befindet sich das Land schon im Ferienmodus. Sonntage Ende Juli verbringt man in Spanien üblicherweise mit kühlen Getränken am Strand, bei einer Paella auf dem Balkon oder mit Familie und Freunden im Sommerhäuschen auf dem Dorf. Dementsprechend groß war die Verwunderung, als Regierungschef Pedro Sánchez nach der Schlappe des Linksbündnisses bei den Kommunal- und Regionalwahlen am 28. Mai die für Ende des Jahres vorgesehene Parlamentswahl noch vor die landesweite Sommerpause vorverlegte.

Wenig überraschend wollen besonders viele Bürger ihre Stimme per Brief abgeben. 2,6 Millionen Anträge seien bearbeitet worden, meldet die Post. Das ist absoluter Rekord. Im Jahr 2016, aus dem der bisherige Bestwert stammt, waren es knapp 1,5 Millionen. Die Postämter sahen sich gar genötigt, am Wochenende außerplanmäßig zu öffnen, um des Andrangs Herr zu werden.

Von Wahlmüdigkeit ist also zumindest im Vorfeld keine Spur. Kein Wunder, steht doch viel auf dem Spiel. Den Prognosen zufolge gibt es zwei mögliche Szenarien: Entweder es reicht erneut für eine Mehrheit des Linkspaktes, oder aber für die Rechtsparteien PP und Vox. Eine absolute Mehrheit für eine der beiden großen Parteien wäre eine Überraschung.

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Es wird also vermutlich auf Kompromisse ankommen. Dabei könnte der rechtspopulistischen Partei Vox eine Schlüsselrolle zukommen, wie schon vielerorts auf Mallorca nach der Regional- und Kommunalwahl im Mai. Es sieht aber danach aus, dass die konservative PP einen Teil der Wähler, die vor vier Jahren nach rechts abgewandert waren, zurückgewinnen kann und die stärkste Fraktion stellen wird. PP-Spitzenkandidat Alberto Feijoó hat die besten Aussichten auf den Posten des Regierungschefs, zumal er auch im einzigen TV-Duell besser abschnitt als Amts-inhaber Pedro Sánchez.

Dessen Regierung hat zuletzt deutlich an Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Einer der Gründe war die vollkommen verunglückte Reform des Sexualstrafrechts, die dazu führte, dass Dutzende Straftäter vorzeitig aus der Haft entlassen wurden. Dass die Regierung das Land zuvor weitgehend unbeschadet durch die Corona-Pandemie geführt hatte, verlor angesichts dessen an Bedeutung.

Dass die bisherige Koalitionsregierung aus PSOE und Unidas Podemos überhaupt noch Aussichten auf eine Neuauflage hat, liegt an der Tatsache, dass es der Arbeitsministerin Yolanda Díaz gelungen ist, die zahlreichen Kleinparteien links der sozialistischen PSOE im Wahlbündnis Sumar zu vereinen. Selbst die mallorquinischen Regionalisten von Més schlossen sich ihr an.

Mit dem vorgezogenen Wahltermin erwischte Pedro Sánchez nicht nur die Bürger auf dem falschen Fuß. Das zeigt die Tatsache, dass die sonst bei der Rekrutierung von Wahlhelfern unnachgiebigen Behörden gezwungen waren, all die ausgelosten Kandidaten wieder von ihren Listen zu streichen, die bereits vor Bekanntgabe des Wahltermins eine Urlaubsreise gebucht hatten. Trotzdem dürften die Wahllokale am Sonntag ausreichend besetzt sein, um den reibungslosen Ablauf der Wahl zu garantieren.