Kubischer Zankapfel: Der ehemalige Firmensitz des Energieversorgers Gesa/Endesa in Palma. | Foto: Miquel A. Cañellas

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Zwei Gerichtsurteile innerhalb von zwei Tagen haben weitreichende Auswirkungen für die verzwickte juristische Situation, in der sich das ehemalige Gesa-Hochhaus sowie die angrenzenden Grundstücke - immerhin das Entree der Stadt Palma in erster Meereslinie - befinden.

Am Dienstag wurde bekannt, dass das Verwaltungsgericht in Palma den Denkmalschutz für den ehemaligen Firmensitz des Energieversorgers Gesa/Endesa für ungültig erklärt hat. Am Mittwoch entschied ein anderes Gericht in Palma in einem Revisionsverfahren, dass der Besitzerwechsel des Gebäudes im Jahre 2004 sehr wohl rechtens gewesen war. Damals hatte Gesa die Immobilie an die Baufirma Núñez i Navarro veräußert. Im Mai 2011 hatte ein Gericht diesbezüglich in erster Instanz geurteilt, der Deal sei ungültig gewesen, Endesa müsse die Kaufsumme samt Zusatzkosten (85 Millionen Euro) an Núñez i Navarro rückerstatten.

Gegen diese Entscheidung hatte Endesa Revision beantragt und nun recht erhalten. Jetzt stellt sich die Frage, welche Auswirkungen dies für die Stadt Palma und die weiteren anhängenden Rechtsverfahren haben wird. Bereits am Dienstag nach dem ersten Urteil hat sich gezeigt, dass das Schicksal des Hochhauses wieder völlig offen ist. Selbst ein Abriss kann nicht mehr ausgeschlossen werden.

Das Verwaltungsgericht berief sich auf das Gutachten eines katalanischen Architektenteams. Die Expertise im Auftrag der Richter hatte die Architektur und die Geschichte des Gebäudes unter die Lupe genommen. Das Gericht folgte den Gutachtern darin, dass das glasverkleidete Hochhaus ungeachtet seiner architektonischen Elemente nicht als schützenswertes Baudenkmal einzustufen sei.

Geklagt gegen die Denkmalschutz-Erklärung hatte seinerzeit die Baufirma Núñez i Navarro. Ihr war dadurch ein großer Bauauftrag verloren gegangen. Ursprünglich sollte das Hochhaus abgerissen werden, an der Stelle sollten Luxuswohnungen mit Meerblick errichtet werden.

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Nach dem jüngsten Urteil ist es nun Sache der drei staatlichen Stellen - Balearen-Regierung, Inselrat und Stadtrat - über die Zukunft des Gebäudes zu entscheiden. Alle drei Repräsentanzen werden mehrheitlich von der konservativen Partido Popular regiert. Die PP hatte sich in den vergangenen Wahlkämpfen stets für den Abriss des Hochhauses ausgesprochen.

Unmittelbar nach dem Urteil vom Dienstag äußerten sich die Amtsträger in Palmas Rathaus vorsichtig. Man wolle zunächst die Entscheidung im Detail studieren. Eine Revision sei nicht zu beantragen, wenn man mit dem Urteil zufrieden sei, sagte Alkalde Mateo Isern. Baudezernent Jesús Valls kommentierte, es sei nun theoretisch alles möglich: sowohl der Erhalt des Gebäudes als auch dessen Abriss.

Der ehemalige Firmensitz des Energieversorgers Gesa/Endesa war 2007 vom Inselrat Mallorcas überraschend unter Denkmalschutz gestellt worden. Möglich wurde dies - wenige Monate vor den Wahlen - durch einen politischen Schwenk der seinerzeitigen Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar von der mittlerweile im Korruptionssumpf untergegangenen Unió Mallorquina.

In Palma gelang den damals oppositionellen Sozialisten der Wahlsieg mit dem Versprechen, das Gebäude zu bewahren und in seinem Umfeld einen Park anzulegen. Die unterlegenen Konservativen warnten vor Entschädigungsforderungen in dreistelliger Millionenhöhe.

 

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