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Mit Geodaten von Google Earth & Co. wird am Bildschirm der Traum vom Flug über Mallorca wahr - ein bisschen zumindest. Denn so schnell und problemlos, wie man es sich wünscht, geht die virtuelle Reise meist nicht vonstatten. Google Earth mit seinen dreidimensionalen Panoramaansichten von Bergen und Buchten muss extra auf dem PC installiert werden und gilt als Zeit- und Ressourcenfresser. Ohne Breitbandverbindung lässt sich das Programm nicht sinnvoll nutzen.

In die Bresche springen alternative Anbieter wie Bing Maps, die zwar weniger Funktionen besitzen, aber keine Programminstallation benötigen und somit auch online funktionieren, teilweise sogar mit schwachbrüstiger Verbindung per UMTS-Stick oder internem Modem im Tablet. Im Gegensatz zu Google hat Bing Maps zudem auch die Stadt Palma mit 45-Grad-Bildern erschlossen. "Vogelperspektive" nennt sich der neue Modus, mit dem Luftaufnahmen erst richtig spektakulär werden.

Nicht nur, wenn man von oben einen Blick auf Palmas Kathedrale werfen will, sondern auch wenn man eine idyllische Bucht für den Badeausflug auskundschaften will. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass Bilder von oben bis zum Ende des Kalten Kriegs geheim waren und für den zivilen Gebrauch amtlich freigegeben werden mussten. Heute kann jeder Privatmann die Software nutzen, um einen Blick in Nachbars Garten zu werfen oder sich nach Mallorca-Fincas umzuschauen, wie es die Profis aus der Immobilienbranche gerne tun.

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Trotz aller Errungenschaften wachsen die Bäume für Geo-Informationssysteme auf Mallorca aber nicht unbedingt in den Himmel. Das wissen die Nutzer von Google Maps oder Navigationssystemen nur allzu gut. Kaum irgendwo sonst kann man sich mit den Hi-Tech-Geräten so leicht verfahren wie auf der Insel. Viele Punkte fehlen im Kartenmaterial oder sind gar nicht verzeichnet. Was auch damit zu tun hat, dass es fast alle Straßennamen sowohl in katalanischer Version ("carrer") als auch auf Spanisch ("calle") gibt. Eine Hürde, die die Technik zwar oft überbrücken kann, doch Google weiß nicht automatisch, dass "Gremio Carpinteros" im Industriegebiet Son Castelló identisch mit "Gremi Fusters" ist. Hinzu kommt, dass Spanien Vergangenheitsbewältigung betrieben hat, und eine markante Verkehrsader wie die "Calle Capitán Salom" damit plötzlich zum "Carrer Alfons El Magnànim" mutieren konnte. Was kein Einzelfall ist und viele Navis offensichtlich überfordert.

Besonders der im November 2012 lancierte Kartendienst für die Geräte von Apple hat seine Tücken. Kinderkrankheiten wie die Verlagerung von Berlin in die Antarktis sind zwar inzwischen behoben. Die nach Christoph Kolumbus benannte Einkaufsstraße Calle Colom in Palma tauchte allerdings noch längere Zeit als Calle Paloma auf - offenbar eine dilettantische maschinelle Übersetzung ("colom" bedeutet auf Katalanisch auch "Taube", wörtliche spanische Entsprechung "paloma").

Feldarbeit ist in der Kartografie eben durch nichts zu ersetzen, wissen Geografen. Und das scheint man vor allem bei Nokia zu beherzigen: Der Handy-Hersteller hat 2012 den Geodaten-Anbieter Navteq übernommen, der weltweit 5600 Mitarbeiter im Einsatz hat und auch mit dem Paketdienst UPS kooperiert. Mit diesem Input heben sich die Mallorca-Daten oft positiv von Google ab. "Here Maps" heißt das kostenlose neue Nokia-Kartenlabel für Handys, Navis und Internetbrowser. Auch die MM-Redaktion im Carrer Calçat 10 im Industriegebiet Son Valentí ist damit übrigens gut zu finden: einfach "Mallorca Magazin" in die Suchmaske eingeben - fertig. Wenn es einmal nicht funktionieren sollte, probieren Sie es mit diesem Shortlink: http://her.is/TNtKK. (mic)