Fotovoltaikanlagen auf den Dächern von Einfamilienhäusern auf Mallorca lohnen sich mehr und mehr. | cls

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Wer dieser Tage Arbeiter auf dem Dach seiner Nachbarn beobachtet, kann davon ausgehen, dass diese sich eine Solaranlage installieren lassen. Seitdem die Zentralregierung in Madrid 2019 den Fotovoltaiksektor neu regelte, ist das Interesse daran wesentlich gestiegen. So wurde die Investition in Solarstrom für Privatpersonen wesentlich attraktiver. Inzwischen ist es auch auf Mallorca möglich, den eigenen Strom ins Netz einzuspeisen.

„Natürlich habe auch ich eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach”, sagt Ángel Gallego. Er war viele Jahre im balearischen Industrie- und Energieministerium tätig und ist nun in der balearischen Umweltschutzorganisation „Amics de la Terra” der Experte für erneuerbare Energien.

Er erklärt, dass Madrid die Rahmenbedingungen für die Installation von Solaranlagen für den Eigenverbrauch vereinfacht habe. Auflagen, die das Prozedere in der Vergangenheit verteuert und extrem verkompliziert hatten, wurden abgeschafft, die Genehmigungsverfahren vereinfacht. Papierkram sei natürlich immer noch zu erledigen, aber wesentlich weniger als früher. Oftmals würden diese Arbeit ohnehin die Installationsfirmen für ihre Kunden übernehmen.

Der spanische Fotovoltaik-Verband UNEF registriert einen „bedeutenden Anstieg” des Eigenverbrauchs in Spanien. Der Verband führt auf seiner Webseite https://unef.es übrigens auch Unternehmen auf Mallorca auf, die Solaranlagen installieren. Der Kunde sollte darauf achten, dass die Installationsfirma mit den entsprechenden Zulassungen arbeitet.

Abgeschafft wurde die sogenannte „Sonnensteuer”. Diese hatte die Vorgängerregierung unter der konservativen Volkspartei PP in Madrid eingeführt, die Abgabe musste auf das Einspeisen von Strom ins öffentliche Netz abgeführt werden. Nun ist der Verkauf des privaten Solarstroms wesentlich rentabler geworden.

Hinzu kommt, dass es seit Anfang 2020 eine Vergütung gibt für die überschüssige Energie, die Eigentümer von Fotovoltaikanlagen ins Netz einspeisen. Diese funktioniert ähnlich wie in Deutschland. „Deutschland ist bei der Energiewende ohnehin unser großes Vorbild”, betont Gallego. Die Einspeisevergütung kann dabei helfen, dass sich die Installation von Solarpaneelen deutlich schneller amortisiere. Allerdings gibt es einen Haken: Ein Stromanbieter wie beispielsweise Endesa kauft den Solarstrom für wesentlich weniger Geld ein, als der Verbraucher für die Energie zahlen muss. Gallego nennt als Faustregel: „Kostet uns die Kilowattstunde 15 Cent, bekommen wir im Gegenzug nur fünf Cent bezahlt.” Auf seiner Rechnung würden so manchmal zwei oder drei Euro gutgeschrieben werden. Nicht viel. „Deshalb rate ich die Solaranlage so gut wie möglich zu planen, sodass sie nicht zu viel überschüssige Energie produziert.” Stromversorger Endesa bietet mittlerweile auch einen eigenen Tarif für Solarstrom-Kleinproduzenten an und lockt mit einem günstigen Preis auf den Verkauf der Kilowattstunde.

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Was die Zentralregierung noch kippte: Der zusätzliche Stromzähler, den Besitzer einer Fotovoltaikanlage brauchten, ist nicht mehr verpflichtend. Denn dessen Einbau war oftmals mit großem Aufwand verbunden. Zu den Veränderungen gehört zudem, dass Eigentümergemeinschaften eine kollektive Fotovoltaikanlage installieren und nutzen können. Davor galten Einschränkungen, welche die gemeinsame Anschaffung von Solarpaneelen unrentabel machte.

Auch die Balearen-Regierung treibt die Solarenergie voran. Die Strategie ist dabei, vor allem Kleinanlagen zu fördern. Denn immer wieder gibt es vonseiten der Umweltschützer und Landwirte Proteste gegen große Solarparks.

Seit mehreren Jahren vergibt das balearische Energieministerium Subventionen an Privatleute und Firmen, die eine Fotovoltaikanlage installieren, oder die Energieeffizienz ihrer Immobilien verbessern wollen. Die Nachfrage und der Etat steigen.

2019 standen allein für die Installation von Fotovoltaikanlagen 1,8 Millionen Euro zur Verfügung, 2020 waren es bereits drei Millionen Euro. Bis zu 50 Prozent der Kosten übernimmt die öffentliche Hand. Gefördert werden über das Programm Feder Solaranlagen, Speichermöglichkeiten und beispielsweise auch kleinere Windanlagen. Anträge müssen bis Ende Juli gestellt werden. Informationen gibt es auf der 
Webseite der balearischen Generaldirektion für Energie und Klimawandel (http://www.caib.es/govern/sac/fitxa.do?codi=4503083&coduo=2390767&lang=es), Termine werden unter den Telefonnummern 971-177000, 971-177600 und 971-177601 (Durchwahl 62976) vergeben. Zudem kann ein weiterer Teil der Ausgaben über die Steuererklärung angerechnet werden.

Ángel Gallego sieht die Zukunft der Energiewende allerdings nicht nur in individuellen Solaranlagen, sondern vielmehr in Energiegemeinschaften, in denen sich mehrere Menschen zusammenschließen und eine Solaranlage betreiben und nutzen. Seine Naturschutzorganisation „Amics de la Terra” (www.amicsdelaterra.org) informiert, wie sich so ein Vorhaben umsetzen und finanzieren lässt. „Auf Mallorca entsteht die erste Energiegemeinschaft derzeit in Deià”, erklärt er. Diese soll als Vorreiter weitere solcher Projekte vorantreiben.

(aus MM 19/2021)