Ein Bootsausflug gehört für viele Urlauber zum Mallorca-Sommer dazu. | Teresa Ayuga

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In Pollença steigen Bootsfahrer zurzeit auf die Barrikaden. Die Gemeindeverwaltung hat angekündigt, an den Naturstränden Cala Murta, Cala Bóquer und Cala Figuera eine 100 Meter lange Badezone einzurichten. In markierten Badebereichen ist Ankern verboten. Damit wolle man verhindern, dass Boote in die Buchten kommen, protestieren die Bootsfahrer. Man erfülle nur das Gesetz, entgegnet die Gemeinde. Wenn in einer Bucht viele Schwimmgäste und Boote zugleich seien, was auf die drei Calas im Sommer zutreffe, müssten aus Sicherheitsgründen Badebereiche markiert werden.

Die Diskussion zeigt, wie umstritten das Thema Ankern auf Mallorca ist und wie viel Verwirrung um die Gesetze herrscht. Die Regeln zu kennen lohnt sich, denn bei einem Verstoß kann es richtig teuer werden.

Grundsätzlich besteht Ankerverbot in den Zufahrtskanälen zu Häfen, Buchten und Stränden - sofern diese markierte Badezonen haben - und in diesen Schwimmerbereichen selbst, die bis zu 200 Meter weit ins Meer hineinreichen dürfen. Außerhalb ist Ankern erlaubt. An Stränden und Buchten ohne abgegrenzten Badebereich wird allgemein eine Schutzzone mit Ankerverbot von 50 Metern angenommen, sagt Caterina Amengual vom balearischen Umweltministerium.

Unbedingt sollten Bootsfahrer darauf achten, nicht auf Neptungras zu ankern. Die Posidonia oceanica, so der wissenschaftlicher Name, trägt wesentlich zum ökologischen Gleichgewicht im Meer bei. In Spanien steht sie seit 2011 auf der Liste der gefährdeten Arten. "Wer diese absichtlich schädigt, muss mit einer Strafe zwischen 100 Euro und 6000 Euro rechnen, je nach Schwere des Schadens", betont Caterina Amengual. Kontrollboote sind zwar noch recht wenige unterwegs. Vorsicht ist dennoch geboten. "Wenn ein Boot in den Hafen kommt, dessen Anker voller Posidoniablätter hängt, machen wir ein Foto und reichen die Information an das Umweltamt weiter", sagt der Leiter der Hafenaufsicht von Port Andratx.

Sonderregeln zum Ankern gelten in den sogenannten "Zonas LIC" ("Lugar de Importancia Comunitaria"). Die Ausweisung solcher Gebiete geht auf eine Europäische Richtlinie zum Schutz natürlicher Lebensräume zurück. Weite Abschnitte der Küste Mallorcas sind von LIC-Gebieten umgeben. Darin gebe es drei Modalitäten zum Ankern, erklärt Francisco Mir Massanet vom Balearischen Zentrum für Angewandte Biologie. Es regelt im Auftrag der Balearen-Regierung das Ankern in den LIC-Zonen. "Großteils darf frei geankert werden, aber unbedingt nur auf sandigem Untergrund. An einigen Stellen ist Ankern gänzlich untersagt, etwa in Cala d'Or. An anderen wiederum sind zum besonderen Schutz der Posidonia Felder mit Bojen eingerichtet, an denen die Boote anlegen müssen. Dort darf nicht frei geankert werden." Bojenfelder bestehen in Sant Elm und Cala Blava, außerdem in Formentor und im Nationalpark Cabrera. Die Nutzung der Bojen ist kostenpflichtig und eine Reservierung mindestens einen Tag vorher nötig. Das Bojenfeld von Formentor wird von einer Stiftung betrieben. Der Gewinn kommt dem Projecte Home für Drogenabhängige zugute. (Telefonnummer siehe Kasten.) Sonst erfolgt die Reservierung über die Webseite www.fondeos.caib.es der Balearen-Regierung. Die Tagespreise für Bojen liegen bei 13 Euro (Boote bis 8 Meter Länge), 29 Euro (bis 15 Meter) und 48 Euro (bis 25 Meter). Über diese Webseite können auch in Port Andratx, Porto Petro und Portocolom Bojen gemietet werden. Die Preise sind allerdings höher. Die Gesamtzahl der Bojenplätze dieses Jahr steht zurzeit noch nicht fest.

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Beim freien Ankern bleiben noch einige Probleme und Fragen ungeklärt. So können Bootsfahrer oft nicht wissen, ob sie auf Posidonien-Wiesen ankern, weil diese in tieferem Wasser nicht zu sehen sind und die nautischen Karten sie nicht anzeigen. Das balearische Umweltministerium verspricht Änderung ab Ende des Jahres. "Sobald die Bewirtschaftungspläne für die LIC-Gebiete fertiggestellt sind, können die nautischen Karten geändert werden", sagt Caterina Amengual. Eine häufige Frage ist auch, ob man in einer Posidonien-Wiese ankern darf, wenn man darin eine Lücke mit Sand entdeckt. Im Prinzip ja, meint Francisco Mir Massanet. Man müsse aber darauf achten, dass sie groß genug sei. Ein paar Quadratmeter reichten nicht aus, denn dann könnte die Ankerleine immer noch Schäden im Neptungras verursachen.

Sehr nützlich ist die App "Ankerplatz-Hilfe auf den Balearen", die Sie auf der Webseite fondeos.caib.es finden. Dank einer Ortungsfunktion können Sie mit einem Klick feststellen, ob sich Ihr Boot über einer Posidonien-Wiese befindet. Eine Karte zeigt die Seegrasfelder und die LIC-Schutzzonen um die balearischen Inseln an.

Reservierung von Bojen

Bojenfelder von Sant Elm, Cala Blava, Cabrera, Port Andratx, Porto Cristo und Portocolom: www.fondeos.caib.es

Bojenfeld von Formentor: Fundació Nous Vents, Tel. 971-793750, E-Mail: boiesformentor@projectehome. com (ab 18./19. Juni).

(aus MM 24/2016)