Auf dieser Baustelle in Montport wurde bis vor Kurzem noch geräuschvoll gearbeitet.

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Bewohner von Calvià und Andratx beschweren sich über Baulärm in ihrer Nachbarschaft. Obwohl Hochsaison ist, wird an manchen Stellen unbeirrt weitergearbeitet. "Es ist nicht zum Aushalten", sagt einer von ihnen: "Wir können die Fenster nicht öffnen, sonst wird der Lärm unerträglich."

Lange Zeit galt auf Mallorca die Faustregel: Im Sommer schweigen die Maschinen. Keinem Touristen sollte der Urlaub durch Krach und Dreck vermiest werden. Deshalb hatten praktisch alle mallorquinischen Gemeinden Verordnungen erlassen, die bestimmte Arbeiten während der Sommermonate untersagten. Damit ist es aber nun vorbei.

Schuld daran ist ein Gerichtsurteil, das die Lärmverordnung der Gemeinde Andratx für unwirksam erklärt. Geklagt hatte der Verband der Bauunternehmer, die sich durch die strenge Reglementierung benachteiligt sehen. Mehrere andere spanische Gerichte haben im gleichen Sinne geurteilt. Deshalb arbeiten die Gemeinden nun fieberhaft an neuen Verordnungen, die rechtlich wasserdicht sind und die wirtschaftlichen Interessen der Bauunternehmer berücksichtigen, gleichzeitig aber das Ruhebedürfnis von Urlaubern und Anwohnern befriedigen. Schon jetzt ist klar: Das wird ein schwieriger Spagat.

In Montport (Andratx) etwa war in den vergangenen Wochen schweres Gerät im Einsatz. Ganz offensichtlich wurden hier Ausschachtungsarbeiten erledigt. Auf Beschwerden von Anwohnern reagierte die Gemeindeverwaltung zunächst nicht. Erst seit Baudezernent José Antonio Olivares eingeschaltet ist, stehen die Maschinen still. Bis September soll nun erst einmal Ruhe sein.

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Aktuell sei man gezwungen, Bauarbeiten das ganze Jahre über zuzulassen, sagt Olivares. Da die alte Lärmverordnung außer Kraft sei, gelte derzeit die spanienweit gültige Regelung: Bestimmte Dezibelgrenzen dürfen nicht überschritten werden. Um im Zweifelsfall nachzumessen, gibt es im Rathaus ein Messgerät. Laut Olivares sind Streitfälle bislang jedoch ausschließlich im persönlichen Gespräch geklärt worden. Die Baufirmen hätten sich bislang kooperativ gezeigt. "Wir wollen die neue Verordnung im kommenden Winter verabschieden, um das Recht auf Erholung mit dem Recht auf Arbeit in Einklang zu bringen", sagt Olivares.

Auch in Calvià gibt es Beschwerden über Baulärm in der Hochsaison. Möglich, dass dies zum Dauerzustand wird. Auch dort ist eine neue Lärmverordnung in Arbeit. Der Entwurf sieht kein generelles Verbot bestimmter, besonders lärmintensiver Bauarbeiten in bestimmten Monaten des Jahres vor, sondern nimmt lediglich Bezug auf bestimmte Dezibelgrenzen, die nicht überschritten werden dürfen.

Diese Regelung geht vielen in der stark vom Tourismus geprägten Gemeinde nicht weit genug. So haben mehrere Verbände gemeinsam eine lange Liste von Einwänden formuliert und fordern die Gemeinde auf, diese in den Text der Verordnung einzuarbeiten. Neben den Hoteliers von Illetas, Palmanova, Magaluf und Peguera haben auch die Taxifahrer und der Einzelhandelsverband Acotur das Dokument unterzeichnet.

Darin heißt es: "Die Lärmverordnung wird eine der wichtigsten Normen sein, die in den vergangenen Jahren im Rathaus von Calvià verabschiedet wurde." Auf dem Spiel stehe nicht weniger als der Tourismus, die "Lokomotive der lokalen Wirtschaft". Urlauber suchten nun einmal vor allem Ruhe. Deshalb fordern die Hoteliers ein totales Verbot des Einsatzes von schwerem Gerät auf den Baustellen zwischen dem 15. März und dem 31. Oktober. Dies allerdings wäre exakt die Regelung, die die Gerichte für ungültig erklärt haben.