Auf der entlegenen Halbinsel begegnet man mitunter Ziegen.

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Mal Pas – schlechtes Land oder schwer begehbare Gegend. Der katalanische Name dieses Geländes ist nicht gerade verheißungsvoll und klingt auch nicht unbedingt frohlockend, um hier nach einem der idyllischsten Orte im Norden Mallorcas zu suchen. Doch genau den findet man hier – und das letztlich sogar samt ausgiebiger Ruhe und Abgeschiedenheit. Die kleine Siedlung Mal Pas, die etwa zwei Kilometer von Alcúdia entfernt liegt und einen schmucken Yachthafen beherbergt, dient als Eingangstor zur Halbinsel La Victòria.

Lässt man den Ort in Richtung Nordosten hinter sich, führt die schmale Straße über eine Brücke, die wie die Eintrittskarte in eine naturparkähnliche Landschaft wirkt. Ein in der Straße eingebrachtes Metallgitter lässt das Fahrzeug vibrieren, als solle man in einer neuen Welt erweckt werden. Die Vorrichtung verhindert das Hinüberwechseln von Schafen und Ziegen auf die andere Seite. Bei einem Halt jenseits des Gitters verleitet sogleich eine kleine Klettereinlage dazu, von der karstigen und teilweise ausgehöhlten Felsküste einen Blick auf die gegenüberliegende Formentor-Halbinsel zu werfen, die wie ein schlafendes Reptil aus dem Mittelmeer emporragt.

Bei der Weiterfahrt in Richtung der Kapelle Mirador de la Victòria öffnet sich immer wieder der Zugang zu kleineren Buchten, die – teils mit Kies-, teils mit Sandstrand ausgestattet – zu Badepausen einladen. Auf halber Strecke befindet sich die Bar S’Illot, die in exponierter Lage Snacks und Gerichte bereithält und ausgesprochen nachgefragt ist. Mindestens ebenso anregend wie die hauseigene Paella ist hier der atemberaubende Ausblick auf die gesamte Bucht und das kleine vorgelagerte Eiland S’Illot. „Ein wunderschöner Ort, um die Seele baumeln zu lassen“, lautet beispielsweise ein Kommentar in den Sozialen Netzen zu diesem Fleckchen Gemütlichkeit und Wärme.

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Mit der entsprechenden kulinarischen Stärkung und dem kostenlosen Konsum einer Portion Seelenfrieden geht es weiter auf der Straße, die ihr Ende an der Herberge Victòria findet. Beeindruckend ist unter den schattenspendenden Pinien die Dichte an wild wachsenden Zwergpalmen, die diesem Idyll noch ein ganz spezielles südländisches Flair verleihen.

Der Aussichtspunkt unterhalb des Victòria-Restaurants erlaubt ebenfalls einen herrlichen Blick auf die Bucht von Pollença. In einem 15-minütigen Fußmarsch bergauf gelangt man dann an eine fast schon mystische Stätte, die als Geheimtipp für ein Verweilen zum Sonnenuntergang dient: Der eigentlich unscheinbare Aussichtspunkt Ses Tres Creus liegt auf einer kleinen Anhöhe, drei übermannsgroße Kreuze zieren sie. Auf der Suche nach der Bedeutung dieser Kreuze stößt man auf eine interessante Geschichte: „Die drei Kreuze markieren den Ort, an dem die Jungfrau Mare de Dèu de la Victòria einem Hirten erschien, der seine Schafe in dieser Gegend weiden ließ. Es gibt drei Kreuze, weil sie ihm dreimal erschienen ist“, erklärt Antoni Mayol vom Stadtarchiv Alcúdia.

Bekannt ist ferner, dass eines der drei Kreuze im Spanischen Bürgerkrieg von den Franco-Anhängern in der Kirche von Alcúdia aufgestellt wurde, um die Gefallenen zu ehren. „In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Kreuz entfernt und es ist heute eines der drei auf dem Berg aufgestellten Kreuze“, so Mayol weiter.

Sobald die Sonne hinter der Bergkette der Formentor-Halbinsel untergegangen und sich der in Rot und Gold schimmernde Himmel allmählich dunkel färbt, kann man sich für ein Abendessen im Restaurant Mirador de la Victòria entscheiden oder den Rückweg antreten. Spätestens jetzt wird man den Ortsnamen „Mal Pas” mit ganz anderen Augen betrachten ...