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Orientiert sich der Strandbesucher auf Mallorca lediglich an der Temperatur des Mittelmeers, steht den Badefreuden theoretisch bis in den November oder gar Dezember hinein nichts im Wege. Laut Klimadaten misst die See rund um die Insel im September 25 bis 26 Grad und im Oktober 24,5 Grad. Im November ist das Meer mit 20 Grad noch oft genauso warm, wie im Juni. "Doch wir Rettungsschwimmer haben im September und Oktober besonders viele Einsätze", sagt Carlos de España Van Nieuwenhuyse, Vorsitzender des balearischen Rettungsschwimmer-Verbands.

Ein Grund dafür ist der Wetterumschwung. Im Herbst ziehen Tiefdruckgebiete der polaren Kaltfront vom Atlantik Richtung Mittelmeer und treffen dort auf die warme Luft des Mittelmeeres, es entstehen Wind und Sturm. Im November, Dezember, Februar und März gibt es besonders starke Böen und Wellen, fand die mallorquinische Geografin Patricia Peñas de Haro heraus. "Die Wellen werden höher und die Strömungen stärker", erklärt de España, der auch Rettungsschwimmer ausbildet. Er rät nie gegen die Strömung anzuschwimmen und immer den Anweisungen des Personals am Strand zu folgen.

Zweiter Grund für die vermehrten Rettungseinsätze ist das Alter der Urlauber. Im Herbst besuchen eher ältere Touristen die Insel. "Da ist die Gefahr eines Herzinfarkts größer." Zudem würden Ältere ihre Kräfte beim Schwimmen manchmal falsch einschätzen.

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Zwei Drittel der Inselstrände sind überwacht. Am 31. Oktober endet die Saison der Rettungsschwimmer, dann sollten Badegäste besondere Vorsicht walten lassen. "Wir würden die Strände gern länger überwachen, doch die Gemeinden haben kein Geld", prangert de España an.

An zwölf der 208 Playas auf Mallorca herrscht regelmäßig hoher Wellengang, dazu zählt die Cala Barques in Pollença, sowie die Cala Mesquida in Capdepera, heißt es auf der Internetseite des Inselrats "Platges de Balears". Über die Webseite ist es zudem möglich, sich über die aktuelle Beflaggung der Strände zu informieren.

"Die Badegäste halten sich mehr und mehr an die Flaggen am Strand", sagt Carlos de España. Gerade jetzt in der windigen Jahreszeit gilt: Weht die rote Fahne, darf man nicht ins Wasser. Rettungsschwimmer checken regelmäßig das Wetter, beobachten den Wellengang, so kann die Beflaggung von einer Minute auf die andere wechseln.

Problematisch seien Notfälle in stürmischer See. Gerät ein Badegast in Not, wird der Rettungsschwimmer immer einen Notruf absetzen, im Zweifelsfall aber nicht ins Wasser gehen können, er muss sich selbst schützen. Die Regel lautet: Ein Toter ist besser als zwei. Zudem werden je nach Gemeinde Strafzahlungen fällig, wenn ein Schwimmer bei roter Flagge aus dem Wasser gezogen werden muss. Auf eine Reisekranken- oder Lebensversicherung hat die Strandbeflaggung allerdings keine Auswirkungen. "Die Versicherung zahlt, auch wenn man mal fahrlässig handelt", sagt Laura Bennasar Sevenster, Büroleiterin von Axa in Palma.