Für den Leibwächter Frank Schrader ist Mallorca zur Heimat geworden. | Patricia Lozano

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Wenn Frank Schrader anfängt von seinen Einsätzen als Bodyguard auf Mallorca und in aller Welt zu erzählen, ist es so fesselnd und atemberaubend wie ein actionreicher James-Bond-Streifen im Kino. Denn der braungebrannte, durchtrainierte deutsche Personenschützer mit dem leicht ergrauten Bart erlebte bei seinen internationalen Aufträgen rund um die Welt beinah jedes denkbare Szenario. „Ich war bei einer Eingreiftruppe der brasilianischen Polizei dabei, um Geiseln zu befreien, wurde in Nowosibirsk eingesetzt, begleitete Chefs der Deutschen Börse nach China und Indien und musste für einen US-amerikanischen Getränkehersteller verloren gegangene Felder von der kolumbianischen Guerilla zurückerobern.”

Bei seinen Diensten als Executive Protection (EP) kommt Schrader auch seine Statur zugute: „Ich bin 1,90 Meter groß und wiege 100 Kilogramm. Das hilft, wenn man beispielsweise den CEO unter den Arm nehmen muss, um ihn wegzutragen”, erklärt der Hüne mit einem Augenzwinkern.

Schrader stammt ursprünglich aus Berlin, bezeichnet sich als „Neuköllner Junge” und wohnt seit 17 Jahren auf Mallorca. Hier, auf der Insel, wird er für besondere Anlässe ebenfalls gebucht, wie zuletzt bei der Hochzeit des RB-Leipzig-Kickers Kevin Kampl am Strand von Colònia de Sant Jordi Mitte Juni. Bei dem Promi-Golf-Event „Golden Swing” im März dieses Jahres war es wiederum sein Job, Leibwächter des Ehrengastes der Veranstaltung, Scheich Walid Abdul Malik aus Dubai, zu sein. „Ich behandele alle wie normale Menschen, mit Respekt und auf Augenhöhe – selbst einen Scheich”, so Schrader. Und in den wenigen freien Momenten während dieses Auftrags kam es sogar vor, dass das Mitglied der arabischen Königsfamilie Schrader darum bat, mit ihm in Palmas Altstadt Kaffeetrinken zu gehen oder ihm die Sehenswürdigkeiten zu zeigen.

Auch für das US-amerikanische Supermodel Gigi Hadid, das Ende 2021 auf der Baleareninsel einen Werbespot für H&M drehte, wurde Schrader als Bodyguard eingesetzt. „In solchen Fällen gilt es abzuklären, was die Wünsche des Kunden sind und ob es Zeit gibt, für Fans Autogramme zu schreiben.” Denn tätliche Angriffe können vor allem in einem Ambiente passieren, in dem sich alle in Sicherheit gewogen fühlen, berichtet der Beschützer weiter aus seinem Arbeitsalltag.

Bei so viel Professionalität ist es kein Wunder, dass sich auf Schraders Kundenliste zum Teil die berühmtesten Namen des Planeten befinden. Denn er hatte sie beinah alle: Von George Clooney, Tom Cruise, Penélope Cruz, Tom Hanks bis hin zu namhaften Musikern wie dem Simply-Red-Sänger Mick Hucknall und dem Kolumbianer Juanes sowie Dynastien aus Kuwait.

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Auf Mallorca sind es manchmal wohlhabende Familien in Son Vida und in Andratx, die die Kompetenz von Schrader suchen. „Es kommt manchmal vor, dass Besitzer von Villen nicht gut schlafen können, da bei ihnen in der Vergangenheit eingebrochen wurde. Dann komme ich für die Nacht mit meinem Hund vorbei und passe auf”, erklärt der Leibwächter.

Um sich für seine Einsätze fit zu halten, ist körperliches Training unabdingbar. Daher stehen bei dem Personenschützer ein tägliches Fitness-Workout und Boxen sowie ein gesunder Lifestyle ohne jeglichen Alkohol auf dem Programm. Für den Ernstfall ist Schrader, der Träger eines Schwarzen Gürtels sowie mit der israelischen Selbstverteidigungsmethode Krav Manga bestens vertraut ist, nach eigenen Worten optimal gerüstet: „Wenn es zu einem echten Angriff kommt, übe ich keine Sportgriffe mehr aus, sondern kämpfe ohne Regeln.”

Damit seine Einsätze reibungslos und ohne Zwischenfälle verlaufen, geht Schrader den Ablauf jedes Kundenauftrags minutiös und beinah perfektionistisch durch. 48 Stunden vor Beginn inspiziert er etwa das Hotel seines Klienten, besucht die Botschaft seines Auftraggebers, checkt die eingesetzten Fahrzeuge samt Fahrer vom Flughafen, sucht Ausweichrouten zum Hotel heraus und prüft die Hospitäler der Stadt, falls es zu einem Notfall kommen sollte. „Ich versuche, dem Kunden jede Angst zu nehmen”, erklärt Schrader kurz und knapp.

Vor seiner Karriere als Bodyguard war der Berliner wenige Jahre Schauspieler, Turniertänzer und Model in Mailand. 1987 kam er zur Polizei und hatte dabei immer mit dem Bereich Sicherheit zu tun. Seine ersten Einsätze als Bodyguard waren 2002 beim Tourismusminister von Dubai und danach bei einer weltbekannten Juwelierfamilie in Los Angeles.

Ein Profi-Personenschützer müsse Schrader zufolge einen sehr guten Instinkt haben, viel Erfahrung vorweisen können und einen hohen Bildungsstand mitbringen. Er sagt: „Ich bin ein sehr empathischer Mensch, nehme viel wahr und kann mich in meine Kunden und Situationen hineinversetzen, aber auch in meinen Feind hineindenken.”

In seinem Haus in Portocolom, in dem er mit seinem adoptierten Hund der Rasse Cane Corso wohnt, tankt die Leibgarde immer wieder Kraft. Mallorca gehört für ihn, der durch seine Einsätze beinahe alle Kontinente kennt, zu den schönsten Plätzen der Welt. „Für mich ist Lebensqualität sehr wichtig”, resümiert Schrader, „hier bin ich glücklich, und die Insel ist für mich mittlerweile mehr zur Heimat geworden, als es Deutschland jemals war.”