Starke Regenfälle sorgten in Sant Llorenç für eine Katastrophe. | Última hora

TW

Nach der Unwetterkatastrophe von Sant Llorenç im Nordosten von Mallorca bot sich am Morgen danach ein erschreckendes Bild. Überall in dem Ort befand sich am Mittwoch Schlamm, daneben lagen wild verstreut Autowracks. Mitglieder des spanischen Heers versorgten Einwohner mit dem Allernötigsten.

Am Mittwochvormittag trafen mehrere Militäreinheiten aus der Region Valencia ein, um bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten zu helfen. Sie stießen zu den ohnehin schon 400 Personen im Einsatz, wie die balearische Rettungsleitstelle per Twitter vermeldete.

Deutschsprachige Anwohner berichten MM unterdessen von dramatischen Szenen. “Was ich hier heute gesehen habe, das sah aus wie im Krieg. Es ist eine Katastrophe”, so Thomas Wenzel, der in Sant Llorenç wohnt und dort ein Einrichtungsbüro und ein Immobiliengeschäft betreibt.

“Ich habe immer gesagt, der Sturzbach muss besser gesichert werden, aber nie ist etwas geschehen. Die Gemeinde hat lieber anderweitig investiert. Nun sehen wir die Konsequenzen."

Am Dienstagabend, so Wenzel, sei man in dem Ort stundenlang ohne Strom gewesen. “Wir wussten ja auch nicht, was da auf uns zukommt, wir konnten ja auch nicht ins Internet. Ich glaube, die Menschen in Deutschland wussten eher Bescheid als wir.”

Auch am Mittwoch sei es noch schwierig, Informationen zu bekommen. “Es werden ja auch noch viele Menschen vermisst. Die Rettungskräfte müssen jedes Auto einzeln durchsuchen, das irgendwo steht. Es könnten sich ja noch Menschen darin befinden.”

"Einem unserer Köche wurden das halbe Haus und das Auto weggeschwemmt", so Hubert Lehmann vom Restaurant Port Verd del Mar an der Costa dels Pins. Er musste die Gäste einer Hochzeitsgesellschaft grüppchenweise ins Hotel fahren, da kein Taxi mehr zu bekommen war. Bei ihm zu Hause wurde kurzerhand ein britisches Paar untergebracht, zu dessen Unterkunft am Abend kein Durchkommen mehr war. Dies, obwohl bei Lehmann der Blitz eingeschlagen hatte, und weder Licht noch Wasser oder Klospülung funktionierte. Gegen 22 Uhr war zudem der Strom im ganzen Ort ausgefallen. "Wir saßen mit Laternen und Kerzen da", so Lehmann.

Anders die Lage im ebenfalls stark gebeutelten Colònia de Sant Pere. “Hier laufen die Aufräumarbeiten bereits auf Hochtouren”, berichtet der Österreicher Kurt Kopta, der seit 20 Jahren zeitweise in dem Ort lebt. “Im Moment scheint die Sonne, es ist recht ruhig, aber die Verwüstung ist überall zu sehen. Auch bei uns ist am Dienstag der Torrent über die Ufer getreten.”

Das bestätigt auch Frisör Markus Schmitt, der ebenfalls in dem Ort lebt. “Alle helfen heute fleißig mit, leider kommen wir immer noch nicht richtig weg von hier. Die Straße nach Artà ist völlig zerstört".

Daniela María Fernández, die in Artà lebt, berichtet, wie sie das Unwetter am Dienstag erlebt hat. “Ich habe große Panorama-Fenster, die sind doppelt verglast und haben dennoch drei Stunden lang geklappert wie verrückt.”

Fernández’ Sohn habe mit seinem Land-Rover eine Frau aus dem Fluten ziehen müssen. "Es ist schlimm, ich denke, wir sehen hier die Folgen des Klimawandels,” so die studierte Landschaftspflegerin. “Dass es so punktuell solche extremen Wetterphänomene gibt, das ist eine jüngere Entwicklung."