Aufgepasst! Nicht alle Wanderwege auf Mallorca sind einfach so zugänglich. | J. Martiny

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Betrachtet man Mallorca aus dem Flugzeug, so mag man angesichts der mediterran aufgelockerten Landschaft meinen, man könne hier fast überall auf Wegen frei herumlaufen. Dem ist aber nicht so. Die Insel verfügt zwar über ein dichtes Netz von Pfaden jenseits der öffentlichen Straßen, doch diese dürfen zum Teil nicht benutzt werden. Oft genug stehen Wanderer vor geschlossenen Gattern, obwohl der Weg wunderbar breit weitergeht. Macht man diese einfach auf, so kann es passieren, dass man Ärger mit Landbesitzern bekommt, so geschehen am 1. Oktober in der Nähe von Mancor de la Vall. Auf dem Camí de Biniatzent spazierte ein Paar durch so ein Gatter, ohne sich viel dabei zu denken. Daraufhin wurden sie nach eigenen Angaben von einer Frau angeschrien und bezichtigt, auf Privatgrund unterwegs zu sein. Als die Ausflügler sich zurückzogen, wurden sie von der Anwohnerin offenbar mit einem Auto verfolgt und sogar gefilmt. Die Wanderer schalteten die Guardia Civil ein.

Befragt von der spanischen Tageszeitung "Ultima Hora", widersprachen sich die Bürgermeister der Dörfer am Pfad: Einer sagte, es handele sich um einen öffentlichen Weg, ein anderer äußerte, Verhandlungen mit den Eigentümern über die öffentliche Nutzung seien nicht abgeschlossen. Auch an vielen anderen Stellen auf Mallorca ist unklar, ob Wege einfach so benutzt werden dürfen. Das gilt etwa an der Cala Vinyes, wo nach Auskunft von MM-Lesern Tore immer mal wieder verschlossen sind, und erst recht in der Serra de Tramuntana, die sich zu 97 Prozent in Privatbesitz befindet. Mit einigen Grundstückseignern haben Gemeinden Vereinbarungen unterzeichnet, mit anderen nicht, doch das alles ist eine kryptische Angelegenheit. Es ist deshalb angeraten, Verbotsschilder zu respektieren. Ohnehin gilt dies für private Jagdreviere, die es auf der Insel in größerer Zahl gibt.

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Neben öffentlichen und rein privaten Wegen finden sich auf Mallorca nicht wenige traditionell als Durchgangspfade benutzte Wege über private Fincas. Die Besitzer müssen rechtlich die Durchquerung dulden, dürfen aber einschreiten, wenn Naturfreunde etwa Hunde mitführen oder auf Mountainbikes kommen. Der Inselrat hat ein Register solcher Wege erstellt. Doch Papier ist eine Sache, die Realität eine andere: Drei im Prinzip öffentlich benutzbare Wanderwege im Raum Artà – der Camí del Barranc de Sa Canova, der Camí Vell de Sa Duaia und ein Pfad zur Kapelle von Betlem – sind beispielsweise derzeit geschlossen. Das liegt daran, dass jene Gemeinde das Inselrats-Register noch gar nicht umgesetzt hat.

Wer auf Nummer sicher gehen will, benutze ausgeschilderte Wege wie die Trockenmauerroute GR 221. Diese führt auf 129 Kilometern von Port d’Andratx durch die Tramuntana bis Pollença. Generell gilt beim Wandern auf begehbaren Pfaden: Geschlossene Gatter sind wieder zu schließen, offen stehende Tore geöffnet zu lassen. Für Wanderungen auf Mallorca ist eine Ausrüstung wie auch anderswo nötig: Regenschutz, Proviant und Getränke sollten immer mitgenommen werden. UV-Schutz (Hut, Creme und Kleidung) ist ebenso wichtig wie robustes Schuhwerk mit griffiger Sohle. Eine detaillierte Karte darf bei keiner längeren Wanderung fehlen, denn viele Wege ändern in ihrem Verlauf die Breite und enden mitunter im Nichts.