Ein noch recht seltener Anblick: Chinesische Touristen, die die Balearen entdecken wollen. | J.J.

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Sie sind noch immer eine Seltenheit auf Mallorca: Außereuropäische Touristen muss man mit der Lupe suchen, auch Russen machen anders als noch vor sechs Jahren wegen der Probleme mit der Ukraine und des Rubel-Verfalls derzeit eher in überschaubarer Zahl Urlaub auf der Insel.

Was Letztere anbelangt, so kündigt sich allerdings eine Veränderung an: Ab dem 26. April fliegt die Gesellschaft S7-Airlines Gäste von der Metropole Sankt Petersburg nach Palma. Im Juni folgt dann eine Aeroflot-Verbindung mit Moskau. Hoteliers rechnen mit einer Zunahme von immerhin 20 Prozent der Urlauber aus dem Riesenland, verglichen mit 2018. Das kommt allerdings an die Zahlen von 2013, als 60 Prozent mehr Russen als heute sogar aus entlegenen Städten wie Nowosibirsk nach Mallorca geflogen waren, nicht heran.

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Was Menschen aus anderen weit entfernten Staaten angeht, so gibt es auf der Insel noch gehörig Luft nach oben: Laut Angaben des balearischen Statistik-Amtes waren es im August 2018, dem traditionell stärksten Ferienmonat, nur derer 66.974 gewesen. Damals hatten zehnmal mehr Deutsche, nämlich 632.129, die Balearen besucht. Im vergangenen Januar kamen fast 70.000 Bundesbürger, aber nur 7448 nichteuropäische Ausländer, darunter auch Menschen aus Ländern wie Südafrika oder Australien, die dem Radsport frönen.

Wohl wissend, dass man solvente Menschen auch weit jenseits der Europäischen Union für Mallorca begeistern kann, traf sich Balearen-Ministerpräsidentin Francina Armengol (Sozialisten) auf Mallorca jüngst mit Lyu Fan, dem Pekinger Botschafter in Madrid. Der versprach, in seinem Land mit Nachdruck darauf hinzuarbeiten, dass vermehrt Chinesen das Dreieck Valencia, Palma, Barcelona besuchen. Chinesen gelten als ausgesprochene Städte-Freaks. Das passt zu einem neuen Trend: Reiche Chinesen schielen zunehmend auf Hotels an der Playa de Palma, Port de Pollença und Alcúdia, die sie kaufen möchten. Präzedenzfall ist das Valparaíso-Palace-Hotel in Palma, das seit Jahren in chinesischer Hand ist.

Anders als beim Reich der Mitte sieht es mit Nordamerika aus: Für US-Amerikaner ist Mallorca im Gegensatz etwa zum mexikanischen Seebad Cancún völlig unbekanntes Terrain. Nur einige Promis wie Michelle Obama hat es bislang hierhin verschlagen. 0,4 Prozent aller Touristen – nämlich lediglich etwa 70.000 – kamen im Jahr 2018 aus den USA auf die Balearen. Eine andere Mittelmeerinsel, nämlich Malta, bewerkstelligte es dagegen, die Zahl dieser äußerst solventen Gäste im gleichen Jahr fast explosionsartig zu erhöhen, nämlich um 32 Prozent auf 2,6 Millionen. Hilfreich dabei dürfte gewesen sein, dass die Kapitale Valletta Kulturhauptstadt Europas war und dass in der ehemaligen britischen Kolonie Englisch die Umgangssprache ist.