Spanischer Senior beim Nickerchen auf der Parkbank: Ob künftige Rentnergenerationen ihren Ruhestand ähnlich entspannt genießen können, scheint ungewiss.

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In ihrem Bemühen, die Staatsfinanzen in den Griff zu kriegen, macht die spanische Regierung auch nicht vor den künftigen Rentnern halt. Das wird auch für Arbeitnehmer auf Mallorca weitreichende Folgen haben.

So ist jetzt die zweite große Reform des Rentensystems seit der Neuordnung 2011 beschlossen worden, als die damalige sozialistische Regierung das Rentenalter auf 67 Jahre anhob.

Nun steht die Verschärfung der Altersteilzeit und der Vorruhestandsregelung an. In beiden Fällen steigt das Eintrittsalter, auch die Zahl der notwendigen Beitragsjahre wird angehoben. Der Regierung geht es darum, das durchschnittliche Renteneintrittsalter zu verzögern. Derzeit liegt es bei 63,9 Jahren.

Das Problem: Mit jährlich mehr als 80 Milliarden Euro bilden die Ausgaben für die Renten den größten Posten im spanischen Staatshaushalt. Finanziert werden die Ruhegehälter der 8,2 Millionen Rentner von den Sozialabgaben der Arbeitnehmer. Dieses Modell gerät jedoch mehr und mehr in Schieflage: 2012 erwirtschaftete die Sozialversicherung das größte Defizit ihrer Geschichte, mehr als zehn Milliarden Euro.

Im vergangenen Herbst kam es sogar zum Tabubruch: Erstmals griff die Regierung in Madrid auf den Rentengarantiefonds zurück, um akute Finanzlücken zu schließen. Dieser Fonds soll eigentliche künftige Rentenzahlungen gewährleisten. Auch die übliche Anpassung der Ruhegehälter an die Inflationsrate wurde 2013 ausgesetzt.

Das Problem ist zum Teil krisenbedingt. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Spanien von 19,2 Millionen im Dezember 2007 auf 16,3 Millionen im Dezember 2012 gesunken (auf den Balearen: von 409.384 auf 339.636). Die Arbeitslosenquote liegt bei mehr als 25 Prozent - Experten sind sich einig, dass Spaniens Sozialsystem unter diesen Voraussetzungen dauerhaft nicht funktionieren kann.

Zumal ein weiteres Problem hinzukommt. Wie in ganz Europa altert auch die spanische Bevölkerung. Immer weniger Beitragszahler müssen immer mehr Rentner finanzieren. Deren Zahl ist in Spanien allein in den vergangenen zehn Jahren um eine Million gestiegen (von 7,2 auf 8,2 Millionen). Auch die Lebenserwartung ist in Spanien so hoch wie in kaum einem anderen europäischen Land. Männer werden im Schnitt 79, Frauen 85 Jahre alt.

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Die spanische Tageszeitung "El País" wies angesichts dieser "Krise des staatlichen Rentensystems" kürzlich auf einen weiteren Missstand hin: Die spanischen Haushalte geben im Durchschnitt lediglich 5,5 Prozent ihres Geldes für die private Altersvorsorge aus. Das sei schlicht und einfach viel zu wenig.

INFO

Eine spanische Rente bekommt, wer die gültigen Beitragszeiten erfüllt und das Renteneintrittsalter erreicht hat.

Um Anspruch auf eine Rente zu haben, muss man 15 Jahre lang Beiträge an die spanische Sozialversicherung gezahlt haben, zwei davon unmittelbar vor Rentenbeginn.

Das Renteneintrittsalter wird in Spanien derzeit nach und nach auf 67 Jahre angehoben (bis zum Jahr 2027). Außerdem wird der Berechnungszeitraum, von dem die Höhe der Rente abhängt, bis zum Jahr 2022 sukzessive auf 25 Jahre ausgedehnt.

Die Mindestrente für eine alleinstehende Person betrug zuletzt 618,90 Euro pro Monat, die Höchstrente 2522,89 Euro. Die durchschnittliche Rentenhöhe liegt in Spanien bei 972,15 Euro. 

Informationen zur spanischen Rente gibt es im Internet auf der Seite der Sozialversicherung unter der Adresse www.seg-social.es.