Viele Lokale mussten schließen. | Ultima Hora

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Betreten steht der Argentinier Ezequiel Maira auf dem Absatz zum Restaurant. „Es ist eben, wie es ist”, sagt der 45-Jährige. Er führte ein kleines Lokal mitten in Palmas Altstadt. Seit dem Lockdown im vergangenen Frühjahr ist das Bistro geschlossen. Keine Touristen, keine Gäste.

„Ich hatte es erst wenige Monate zuvor für 30.000 Euro übernommen”, erzählt er. Nun will er die Einrichtung, Mobiliar, Küchenausstattung, Gläser, Teller, Besteck und auch einige hochwertige Alkoholika für 10.000 Euro wieder loswerden. „Das ist ein enormer Verlust.” Der Vermieter des Lokals hat ihm Zeit gelassen, nach einem Käufer zu suchen: „Sonst hätte ich alles noch ausräumen müssen. Aber die Räumlichkeiten mietet zurzeit ja sowieso niemand.”

Ezequiel ist derzeit leider kein Einzelfall auf Mallorca. Die Schilder „Se traspasa” (Zur Übernahme abzugeben) und „Liquidación” (Ausverkauf) hängen an den Fassaden. Viele Gastronomen und Geschäftsleute sehen sich gezwungen, ihre Lokale und Läden abzugeben, weil es sich wirtschaftlich einfach nicht mehr lohnt. Die Umsätze gingen massiv zurück. Gründe sind die Vorgaben zur Corona-Prävention, die fehlenden Urlauber und die sinkende Kaufkraft der Einheimischen aufgrund hoher Arbeitslosigkeit.

Derzeit gibt es viel Leerstand in den besten Lagen der Insel. „Im Zentrum von Palma kann man sich die Lokale derzeit heraussuchen”, sagt Antoni Gayà, Vorsitzender des Maklerverbandes Associació Balear de Serveis Immobiliaris (ABSI) sowie des Einzelhandelsverbands Afedeco.

Gayà nimmt an, dass jedes fünfte Geschäft in der Inselhauptstadt in diesem Jahr überhaupt nicht mehr öffnen wird. Ähnlich sieht es bei den 9600 Bars, Restaurants und Cafeterias der Insel aus, teilt die Gastronomenvereinigung mit. Deren Vorsitzender Alfonso Robledo sagt: „Einige nutzen die Chance, um mit ihrem Lokal in eine bessere Lage umzuziehen.”

„Die Preise, die derzeit verlangt werden, haben teilweise eher symbolischen Charakter” betont Gayà. Er geht davon aus, dass Mieten, Verkaufspreise und Ablösen von Geschäftsräumen in den kommenden Wochen auf die Hälfte des bisherigen Standes fallen werden. „Noch ist das nicht passiert, aber es fehlt nicht mehr viel.”

Wer sich auf den einschlägigen Immobilienportalen umschaut, findet eine große Auswahl an verschiedenen Räumlichkeiten: Vom Beach Club, über eine Jugendherberge, bis hin zu Läden und Restaurants in den In-Vierteln Palmas ist derzeit alles zu haben. Allein auf der Plattform Idealista werden in der Inselmetropole knapp 1000 solcher Immobilien zum Kauf und weitere 700 zur Miete angeboten.

Wer jetzt investieren will, muss einen langen Atem mitbringen. „Man sollte Geld gespart haben, denn in den nächsten Wochen wird nicht mit Einnahmen zu rechnen sein”, mahnt Gayà. Seiner Ansicht nach werde die wirtschaftliche Krise erst enden, wenn die Pandemie unter Kontrolle ist. Bis zur Karwoche sei auf keinen Fall mit großen Umsätzen im Einzelhandel und Restaurantbereich zu rechnen. Danach bleibe abzuwarten, wie sich die Urlaubersaison entwickelt.

Was gibt es bei der Übernahme eines Lokals zu beachten? Sie können entweder gekauft oder gemietet beziehungsweise gepachtet werden. Was am sinnvollsten ist, muss der Investor entscheiden. Zunächst sollte er sich fragen, ob die Immobilie zu seinen Geschäftsplänen passt.

Die Übernahme (El tras-paso) bedeutet, „dass das Lokal mit seiner gesamten Ausstattung übertragen wird.” Dabei gelte es auf Preis und Qualität der Ausstattung zu achten. Von Vorteil sei beim „Tras-paso”, dass auch Betriebsgenehmigungen mit übernommen werden, diese sollten vor Geschäftsabschluss überprüft werden.

Gayà rät, den Zustand der Immobilie, ihre Lage, Verkehrsanbindung, Parkplatzsituation, die Nachbarschaft und die Konkurrenzsituation mit in die Überlegungen rund um das eigene Geschäft mit einzubeziehen. Ratsam ist es zudem, sich vorher zu informieren, ob und unter welchen Bedingungen das Rathaus neue Betriebsgenehmigungen für Läden oder Restaurants ausgibt, bevor man eine Geschäftsimmobilie anmietet oder gar kauft. Denn nicht in jeder Straße dürfe aufgrund des bereits bestehenden Angebots noch eine Bar oder ein Geschäft eröffnet werden.