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Nein, spektakulär ist die 126 Hektar große Grünzone um das Kastell Bellver, Palmas emblematischen Rundbau aus dem 14. Jahrhundert, nicht. Kiefern, wilde Oliven und Macchiasträucher bestimmen die Vegetation, wie an vielen Orten auf Mallorca. Aber für die Großstadt Palma ist das eben eine Rarität. Hinzu kommt die an vielen Stellen fantastische Aussicht. Sie hat dem Kastell auch seinen Namen gegeben. "Bellver" bedeutet "schöner Blick", denn dem 112 Meter über dem Meer gelegenen Schloss liegt Palma mit der gesamten Bucht bis nach Arenal zu Füßen.

Die Einwohner Palmas lieben den Wald um das Kastell. "Es ist unser Central Park", meint Alejandro Asensi von der Umweltabteilung im Rathaus. Über 40.000 Einwohner der Inselhauptstadt nutzten den Park regelmäßig für Sport- und Freizeitaktivitäten, schätzt Asensi. Eine Vielzahl angelegter, aber kaum beschilderter Wege durchzieht den Wald. Festes Schuhwerk ist zu empfehlen, da die Pfade recht uneben und zum Teil auch steinig sind.

Die Fauna beschränkt sich auf Kleintiere wie Kaninchen oder Rebhühner. Palmas berittene Polizei ist jedoch im Wald von Bellver stationiert und geht dort auch regelmäßig auf Patrouille. Der Wald ist gepflegt, aber doch weitgehend naturbelassen. Restaurants gibt es keine, nur die Cafeteria vor dem Eingang zum Schloss, außerdem Picknick- und Spielplätze, die häufig auch für Kindergeburtstage genutzt werden.

Der Jogger Francisco Mora trainiert täglich im Wald. Er findet die Bedingungen hier ideal. "Die Vielfalt der Wege, unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und der meist erdige Untergrund machen den Wald einmalig zum Joggen", sagt Mora.

Der pensionierte Journalist José Maria Moreno geht jeden Tag eine Stunde durch den Wald spazieren. "Selbst nach Jahren finde ich noch neue Wege", erzählt er. Auch Nordic Walker und Mountainbiker durchstreifen die Grünzone um Bellver eifrig.

An Sonntagen bevölkern die Palmesanos den Wald nicht nur zum Sport, sondern auch zum üppigen Picknick. Zu den besonderen Traditionen gehört dabei der "Diumenge de l'Àngel", der Engelssonntag, der seit 1407 stets eine Woche nach Ostern gefeiert wird. Von der Plaça del Cort ziehen an diesem Tag Tausende von Palmesanos in den Park von Bellver. Von jeher bringen sie "Panades i Robiols" mit, salzige und süße Pasteten, die sie untereinander teilen.

Um die grüne Lunge Palmas als Freizeitpark noch attraktiver zu machen, will die Gemeinde das Terrain erweitern. 27,5 Hektar Land, die im Nordosten an die Via Cintura angrenzen, sollen Privatbesitzern abgekauft und noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das entspricht einer Erweiterung um 16 Prozent. Allerdings ist es zu einem Rechtsstreit über den Kaufpreis gekommen. Während das Rathaus maximal 2,8 Millionen Euro zahlen will, verlangen die Grundstücksbesitzer 20 Millionen Euro. Ein Ausschuss für Enteignungsfragen schätzt den Wert des fraglichen Grundstücks auf 14 Millionen Euro.

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Zu weiteren Neuerungen gehört eine Brandschutzschneise zur Sicherung des Waldes, die zur Zeit errichtet wird und auch als Nordic- Walking-Strecke ausgebaut werden soll. "Wir dachten, wenn wir schon eine Schneise bauen, dann wollen wir sie auch optimal nutzen", sagt Asensi. Zudem sollen Wege beschildert und zwei neue Eingänge eingerichtet werden.

Bislang gibt es fünf Eingänge. Die Haupteinfahrt, die als einzige für Privatfahrzeuge offen ist, führt über die Straße Camilo José Cela im Stadtteil Son Armadams. Fußgänger können den Park auch über die Straßen Sa Teulera, Bellver, Polvorí sowie Francesc Vidal i Sureda betreten. Aktuell hat der Park täglich von 7.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet.

Und wenn man schon einmal im Park ist, sei natürlich auch ein Besuch des Stadtschlosses angeraten. Es beherbergt ein Museum zur Stadtgeschichte - und bietet den schönsten Blick auf Palma. Bellver eben.

INFO

Öffnungszeiten Park
Täglich 7.30 Uhr bis 18.30 Uhr (ab 1. April bis 20.30 Uhr)

Öffnungszeiten Schloss
Montag 8 bis 13 Uhr, Dienstag bis Samstag 8 bis 17.30 Uhr, Sonntag 10 bis 17.30 Uhr.

 

(aus MM 5 /2014)