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Andreas Leonhard hat keine Zweifel: „Der Biorhythmus der Mallorquiner ist genau richtig für das hiesige Klima“, sagt der Internist und Sportmediziner, der seit über 20 Jahren auf der Insel lebt. Und er hat beobachtet: Die heißesten Stunden des Tages, so zwischen 14 und 17 Uhr, verbringen die Insulaner größtenteils in den Häusern, es herrsche Siesta-Zeit. „Dann ist auch der Kortisonspiegel am niedrigsten, der Körper ist also weniger leistungsfähig“, erklärt der medizinische Leiter des Facharztzentrums in Peguera.Gerade in der Mittagszeit sollte auch der Kreislauf nicht zu stark belastet werden. Deshalb seien dann leichte Mahlzeiten angesagt.

Dr. Andreas Leonhard vom Facharztzentrum Peguera

Andreas Leonhard

Das Klima in Küstennähe ist erträglicher als im Inselinneren. Dafür ist der Embat, der Wind, der vom Meer kommend über die Insel strömt, verantwortlich. Er sorgt für eine frische Brise an den Stränden, die nicht nur deshalb beliebte Aufenthaltspunkte im Sommer sind. Die Insulaner gehen entweder morgens oder abends bis zum späten Sonnenuntergang an die Playas.

Den Tagesablauf, den viele Touristen pflegen – bis 18 Uhr am Strand liegen und sich dann am frühen Abend am Büfett den Bauch vollzuschlagen – das sei bei den hohen Temperaturen auf Mallorca gegen den natürlichen Biorhythmus.

Die UV-Strahlung auf der Insel sei ebenfalls nicht zu unterschätzen. Es empfiehlt sich lockere Baumwollkleidung zu tragen und die zentralen Sonnenstunden zu meiden. „Zwischen 11 und 19 Uhr ist es nicht ratsam, in der Sonne zu liegen.“ Sonnenschutz sei besonders für Kinder wichtig: „Ein T-Shirt mit UV-Schutz und zusätzliches Eincremen sind sinnvoll“, betont Andreas Leonhard.

Um den Körper für die Sommerhitze zu wappnen, muss genügend Flüssigkeit getrunken werden. Als Faustregel nennt der Mediziner, einen halben Liter pro Stunde. „Wenn wir schwitzen, dunsten wir Wasser ab“, sagt der Wahlmallorquiner. Wie viel man schwitzt und deshalb trinken muss, das hänge von Person zu Person ab. „Einfach mal abends den Urin anschauen, ist dieser quietschgelb, hat man tagsüber zu wenig getrunken.“

Im Facharztzentrum in Peguera werden Sommer für Sommer zahlreiche Patienten behandelt, denen Sonne und Hitze nicht bekommen sind. Anzeichen für einen Sonnenstich sind: Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerz, Apathie, Durst und ein roter Kopf. Was ist in so einem Fall zu tun? Der Mediziner rät, die Person in ein Zimmer zu bringen und dort die Klimaanlage einzuschalten. „Allerdings nicht zu scharf.“ Der Sonnengeplagte sollte sich im Bett ausruhen und viel trinken. Erleichterung bei Kopfschmerzen können ein oder zwei Tabletten Ibuprofen oder Paracetamol verschaffen.

Leonhard warnt: „Auch im Schatten ist Vorsicht geboten.“ Denn ein Sonnenschirm hält lediglich 50 Prozent der Strahlung ab. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. „Dann kann es nötig werden, eine Infusion zu geben.“

Ein Sonnenstich oder Hitzschlag verursache eine Schwellung im Gehirn, erklärt Leonhard, „ähnlich wie nach einem Saufgelage.“ Zudem kann Alkohol das noch beschleunigen. Er rät deshalb davon ab, während des Tages Alkoholhaltiges zu sich zu nehmen. „Hitze und Alkohol vertragen sich schlecht“, sagt der Arzt.

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Damit das eigene Heim einigermaßen kühl bleibt, hilft auch hier ein Blick auf die Gewohnheiten der Mallorquiner. Sie halten die Schlagläden tagsüber geschlossen, denn wenn die Sonne auf die Fenster knallt, heizt sich die Wohnung rasch auf. Gelüftet wird nur morgens sowie abends und nachts.

Doch gerade bei tropischen Nächten von 20 Grad und mehr bringen auch die Abendstunden nicht die nötige Abkühlung. Gegenüberliegende Fenster öffnen und den Ventilator einschalten, sorgt für eine erfrischende Brise. „Ich bin durchaus ein Vertreter davon, nachts mit Klimaanlage zu schlafen, sie trocknet die Luft und nimmt Feuchtigkeit“, betont Andreas Leonhard. Wichtig sei jedoch das richtige Maß. Wer den ganzen Tag am Strand war und aufgehitzt ist, sollte nachts die Klimaanlage nur sanft einschalten, sonst sei der Kontrast für den Körper zu groß.

Was für Menschen gilt, sollte auch für Tiere beachtet werden. Denn auch sie können einen Hitzschlag erleiden. Die Gassi-Runde mit Bello ist in den Morgen- und Abendstunden für Hund und Herrchen wesentlich angenehmer. Gerade in der Mittagszeit besteht für die Vierbeiner die Gefahr, sich auf dem heißen Asphalt die Pfoten zu verbrennen. Hunde und Katzen sollten immer genügend Wasser zum Trinken bereitstehen haben. Die Haltung auf Balkon oder Terrasse empfiehlt sich bei den Sommertemperaturen nicht.

Zudem gilt es darauf zu achten, dass die Käfige von Nagern und Vögeln nicht in der prallen Sonne stehen. Auch Kleingetier brauche immer frisches Trinkwasser. Das Federvieh nimmt zudem gern ein erfrischendes Bad, dafür eignet sich ein kleines Schälchen, das mit Wasser gefüllt wird. (red)

„Einfach mal abends den

Urin anschauen,

ist dieser quietschgelb,

hat man tagsüber zu wenig getrunken”

Andreas Leonhard