Lecker: Ein Llonguet mit gewürztem Tomatenmark und Tortilla. | as

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Es ist außen hart und kross, innen hingegen weich, fluffig, je nach Auflage, sogar nahezu saftig. Die Rede ist vom Llonguet, einem schlichten Brötchen mit einer Längsrille auf der Oberseite. Und dieses Brötchen findet von Ma(h)l zu Ma(h)l mehr Verfechter, seitdem eine Vereinigung namens „Orgull Longuet” – was übersetzt so viel wie etwa „Brötchen-Stolz” bedeutet – im Jahre 2014 sich erstmals für den Minilaib stark machte.

Das ovale Brötchen aus Weizenmehl, das eher geschmacksneutral daherkommt, gilt von alters her als das traditionelle Gebäck Palmas. Das ging soweit, dass die Landbevölkerung auf Mallorca die mitunter pikfein auftretenden Vertreter aus der Inselhauptstadt augenzwinkernd als „Llonguets” bezeichnete. Denn immerhin bildete das weißliche Brot der Großstädter im Gegensatz zum dunklen „Pan moreno” der Bauernschaft einen blässlichen Großstadt-Kontrast.

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Gleichwohl hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten die Llonguets auch in Palma auf dem Rückzug befunden, griffen doch mehr und mehr Kunden zu dem billigeren Stangenbrot der Supermärkte und Tankstellen. Bis eben die Eingeschworenen ihren Feldzug gegen den Niedergang des Rillenbrötchens starteten und mit Promotion-Aktionen den Verzehr der belegten Brötchen propagierten. Mit Erfolg: Seit 2015 finden etwa bei den Patronatsfesten der Stadt zu Sant Sebastià wahre „Llonguetadas” statt, also quasi Semmelschlachten, bei denen zahlreiche Bars und Lokale diverse Varianten an Llonguets für ihre Gäste bereithalten. Zu anderen Jahreszeiten organisieren etwa Bäckereien an der sogenannten „Llonguet-Route” im gesamten Stadtgebiet den Verkauf belegter Brötchen an ihre Kunden.

Doch selbst in der Schar der Llonguet-Fans öffnet sich eine Kluft wie die Rille auf dem Backwerk: Die einen verzehren das Gebäck samt Wurst, Käse, Thunfisch oder Tortilla gerne à la nature. Die anderen bevorzugen das Brötchen samt Auflage heißgeplättet aus dem Presseisen. Dann ist die Oberfläche geradzu krachend, der Inhalt obendrein am Dampfen. Diese „Llonguets a la plancha” werden unter anderem in der berühmten Bar Bosch oder dem Café Isleño an der Santa-Catalina-Markthalle angeboten. Dort kosten sie je nach Belag zwischen drei und vier Euro.

Nach dem Geheimnis des Erfolgs befragt, heißt es im Isleño schlicht: „Es liegt am Brot und an den Zutaten – alles Handarbeit.” Eine Handarbeit, die von kulinarischen Lokalpatrioten Bissen für Bissen gewürdigt wird.