Mallorca hat viele Köstlichkeiten für Leckermäuler zu bieten. | Patricia Lozano

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Für Leckermäuler hält die mallorquinische Küche jede Menge Auswahl bereit. Denn nicht nur die Vor- und Hauptspeisen der Insel können sich sehen lassen, nein, auch die Süßigkeiten und Desserts wissen Gourmets zu überzeugen. Von je her gab es für jede Jahreszeit eine Leckerei. Doch mittlerweile können Einheimische und Touristen sommers wie winters ihre Lieblingssüßigkeit vorfinden. Auch die einzelnen Dörfer bieten lokale Spezialitäten.

Besonders beliebt sind verschiedenste Arten Gebäck. Die Zubereitung erfordert Fingerspitzengefühl, doch der Aufwand lohnt sich! Die einheimische Mandel kommt dabei besonders oft zum Einsatz, aber auch Zitronenschale und Orangensaft finden Verwendung.

Perfekt für den Sommer: Mandeleis

Ein Kugel Eis kann man auf Mallorca im Sommer wie im Winter essen. Spezialität der Insel ist das Mandeleis, das aus mallorquinischer Ernte produziert wird. Zudem hat „Helado de almendra“ eine lange Tradition.

Zwischen dem 16. Jahrhundert bis 1927 – lange bevor es Gefrierschränke gab – wurde Schnee aus der Tramuntana nach Palma gebracht, damit die Städter dort die kühle Delikatesse schlecken konnten. In speziellen Cases de Neu („Schneehäusern“) wurde der Niederschlag gesammelt und die Nevaters („Schneeträger“) brachten das Eis schließlich ins Tal. Die Arbeiter hatten so für mehrere Wochen im Jahr einen Nebenverdienst. Oftmals hielt sich das Eis in den Schneehäusern über den Sommer hinweg bis in die Wintermonate des Jahres darauf. In Palma und anderen Orten wurde es mit Mandeln gemischt, und fertig war das bis heute beliebte Speiseeis.

Damals wie heute erfreute sich das Mallorca-Eis bei Einheimischen und Urlaubern großer Beliebtheit. In der Vergangenheit verordneten die Ärzte in ihren Rezepten sogar Mandeleis. Ein Traum, Eis auf Rezept!

Doch ein Rezept muss heute niemand mehr vorlegen, um eine Kugel „Helado de almendra“ zu bekommen. Die Geschmacksvarinte ist eigentlich in allen Eisdielen auf der Insel erhältlich.

Für den guten Geschmack des „Helado de almendra“ sorgen lokale Zutaten, mallorquinische Mandel, Mandelmilch, Zitronen und Zimt. Doch das Eis muss nicht allein bleiben: Gut schmeckt Mandeleis zu Ensaimada. Beliebt sei das Eis bei den Einheimischen auch nach dem Oster-Gottesdienst.

Ensaimada: Der Mallorca-Klassiker

Die Ensaimada gilt als eines der Wunder Mallorcas – sie ist bei Einheimischen und Inselbesuchern gleichermaßen beliebt. Ihre Herkunftsbezeichnung ist geschützt. Die Teigschnecke kann zum Frühstück, zum Nachmittagskaffee, als Dessert sowie bei Feierlichkeiten mit heißer Schokolade und Mandeleis gegessen werden. Nach dem Mitternachtsgottesdienst zu Heiligabend ziehen die Einheimischen gern in die Traditionslokale, um heiße Schokolade mit einer Ensaimada zu genießen.

PALMA. GASTRONOMIA. ENSAIMADA MALLORQUINA.

Immer rund um den Balearen-Tag am Anfang März findet die Weltmeisterschaft der Ensaimada-Bäcker statt. In diesem Jahr ging der Titel nach Búger.

Die Zubereitung ist noch echte Handwerkskunst, allein damit das Gebäck den richtigen Dreh erhält. Der Teig braucht viel Zeit zum Aufgehen. Hauptzutat der Schnecke sind neben Mehl Schweineschmalz und Zucker. In der einfachen Variante wird die Ensaimada mit Puderzucker bestäubt, aber auch Füllungen mit "Engelshaar", also karamellisierten Kürbisfasern (spanische Cabello de ángel), haben sich etabliert. In der Karnevalszeit wird die „Ensaimada de tallades“ mit kandiertem Riesenkürbis oder Sobrassada belegt.

Wer nicht genug von der Ensaimada bekommen kann, dem sei die Sant-Roquet-Feierlichkeiten in Porreres angeraten. Dann verspeisen die Dorfbewohner Jahr für Jahr eine 50 Kilo schwere Riesenensaimada.

Gebäck für die Karwoche

Robiols

In der Karwoche werden Robiols zubereitet. Dabei handelt es sich um süße Teigtaschen, die gefüllt werden. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. In den Teig wird oft ein Schuss Alkohol beigemischt, Moscatel und Anis ergänzen den Geschmack. Beliebte Füllungen sind "Engelshaar", Marmelade und Pudding.

PALMA. GASTRONOMIA. DULCES DE SAMANA SANTA. EMPANADAS, ROBIOLS Y CRESPELLS.

Crespells

Ebenfalls in der Osterzeit kommen Crespells auf den Tisch. Ihre Form reicht von Sternen, Herzen bis zu neuen Varianten wie Tierfiguren oder als Abdruck der Insel. Klassisch bestehen die Plätzchen aus Zucker, Butter, Eigelb, Orangensaft, Zitronenschale, einer Prise Zimt und natürlich Mehl. In Alcúdia wird eine Sonderform gebacken aus Schmalz, Eiern, Speisestärke, Zucker, Orangensaft und Hefe. Geformt wird ein Kreis, der mit Ei bepinselt sowie mit Zimt, Zitronenschale und Zucker bestreut wird. Auf dieses Bett wird eine weitere Schicht Teig gelegt.

PALMA - DULCES DE PASCUA. CRESPELLS, ROBIOLS Y PANADES. MAS FOTOS EN EL DISCO DEL DIA 24-3-2004

Bunyols: Für die kühle Jahreszeit

Wenn es kühler wird, ist es Zeit für Bunyols, obgleich es die Leckereien auch das ganze Jahr über auf den Wochenmärkten und zu Feierlichkeiten zu kaufen gibt. Doch stets im Oktober und Anfang November, immer um den Gedenktag zu Ehren der Heiligen Ursula am 21. Oktober, hat das Backwerk Saison. In vielen Stadtteilen Palmas und in den Dörfern öffnen nur in der Bunyols-Zeit Verkaufsstände, die sich auf die runde Leckerei spezialisiert haben. Dort wird oft von Familien nach bewährtem Rezept gebacken. Nicht selten muss man sich an diesen Ständen in eine lange Warteschlange einreihen.

Erfreuen sich die Bunyols auch ungebrochener Beliebtheit, bereitet sie doch kaum noch jemand zu Hause zu.

Doch Bunyol ist nicht gleich Bunyol. Zum einen gibt es den Klassiker mit Loch. Dieser besteht aus einem Kartoffel-Hefeteig, wird im Fett ausgebacken und mit Zucker bestreut. Nichts für die schlanke Linie, aber köstlich, gerade wenn die Temperaturen etwas kühler geworden sind. Mit geübten Bewegungen gehen die Bunyols-Bäcker ans Werk, mit Daumen oder Zeigefinger drücken sie das Loch hinein.

Beliebt sind auch die aufwendigeren "Buñuelos de viento" oder "Profiteroles". Sie werden aus Brandteig hergestellt und erinnern im Geschmack an Windbeutel. Es gibt sie ungefüllt oder mit Füllung. Dafür wird Sahne-, Vanille- oder Schokoladentrüffel-Creme verwendet.

Besonders die Jüngsten freuen sich auf die Zeit. Dann gibt es in Schulen und Kindergärten ein süßes Frühstück mit frischen Bunyols. In einigen Schulen wird die Tradition gepflegt, dass die Jungen den Mädchen rote Nelken überreichen und dafür die Süßspeise geschenkt bekommen.

Eingeschlafen ist die Gepflogenheit der Serenade. Die Jünglinge sangen unter dem Fenster ihrer Angebeteten. Wenn die Gesänge Erfolg hatten, wurde der junge Mann ins Haus gebeten und mit Bunyols sowie Dessertwein verköstigt.

Schlemmen rund um Weihnachten

Jai de Nadal

PALMA. NAVIDAD. DULCE DE CONVENTO. Dulces de convento El Centro de Historia y Cultura Militar
Das Gebäck ist eine Spezialität der mallorquinischen Vorweihnachtszeit: „Jai de Nadal“. Der Verkauf und die Produktion wird von den Nonnen der Frauenklöster in der Inselhauptstadt, Calvià, Valldemossa und Manacor bestritten. Sie stellen unter anderem Turrón her, den 800 Gramm schweren Marzipankuchen "Pez Real de Mazapán“, Mandelschokolade nach Großmutters Art, gebackenes Eigelb, Nüsse in Schokolade, Adventsplätzchen und auch Kekse aus typisch mallorquinischem Schmalzteig. Ein Verkaufspunkt ist unter anderem das Kloster Santa Margarita in Palma.

Turrón tradicional

Ein Klassiker der Weihnachtszeit ist in ganzen Spanien und natürlich auch auf Mallorca „Turrón“. Es handelt sich dabei um eine Variante des weißen Nougat. Hergestellt wird er aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar, und wird dann zu Tafeln verarbeitet. Beliebt sind auch Abwandlungen mit Schokolade und kandierten Früchten. Turrón gibt es in einer festen Variante mit geschälten Mandeln, bei der die Masse von weißen Oblaten umfasst wird. Die weiche Variation ist ein Gemisch aus gemahlenen Mandeln, Honig, Zucker und Eiweiß. Die Masse muss an den Fingern kleben. Turrón kann natürlich in der Vorweihnachtszeit aus industrieller Herstellung vom Festland in jedem Supermarkt gekauft werden, besser schmeckt er aber handgemacht aus einer typischen mallorquinischen Bäckerei oder von den Nonnen.

PALMA. GASTRONOMIA. TURRON ARTESANO ELABORADO DE CARA A LAS FIESTAS DE NAVIDAD.

Cocas für jede Jahreszeit

Coca, eine Art Gebäck, gibt es in verschiedenen Varianten auf der Insel, sie kann herzhaft und natürlich auch süß sein.

Typisch für das Bergdorf Valldemossa ist die Coca de patata. Eine Art Brötchen aus Kartoffelteig, das mit Puderzucker bestäubt wird. Die Variante ist besonders bei Einheimischen beliebt. Die Schlemmerei kennt keine Jahreszeit.

MALLORCA - REPORTAJE HORNOS CON TRADICION. DULCES, REPOSTERIA, COCA DE PATATA.

Bekannt ist allerdings auch die Coca de Sant Joan, die traditionell zur Johannisnacht hergestellt wird, mittlerweile aber auch das ganze Jahr über zu haben ist. Sie ist aufwendig verarbeitet und besteht aus Mehl, Zucker, Eiern, Salz, Hefe, Zitronenschale und Schweineschmalz. Mit den Fingern werden Wasser oder Milch untergemischt. Danach wird der ovale oder rechteckige Kuchen ausgerollt und gebacken, bis er im Inneren saftig und außen goldbraun ist. Die Verzierung besteht aus kandierten Früchten oder Vanillecreme.

Eine andere Variante ist der mallorquinische Biskuitkuchen Coca de Cuarto oder Quartos embetumats genannt. Er besteht hauptsächlich aus Ei, Zucker und Kartoffelstärke. Das viereckige Gebäck wird mit Vanillecreme gefüllt und kann großzügig mit Baiser bestrichen werden. Cuarto wird besonders in Palma hergestellt.

Lokale Köstlichkeiten: Das Beste aus den Dörfern

Cardenal de Lloseta
Das Dorf in der Inselmitte ist aus mehreren Gründen einen Besuch wert: die Ausflugsmöglichkeiten in die Tramuntana, seine Schuh-Produktion, die guten Restaurants und eine Süßspeise: die Cardenales. Ein Sahnegebäck, das aus dem Dorf stammt und ein eigenes Kleinod ist. Für manchen hat sich der Weg nach Lloseta bereits gelohnt, wenn er das Süßgebäck im Bauch davontragen konnte ...

Gató d’ametlla
Der typische mallorquinische Mandelkuchen ist „Gató d’ametlla“. Ein Klassiker der Backstube ist er beispielsweise in Valldemossa. Bäcker wissen: Man muss den Kuchen erschrecken. Nach dem Backen lassen die Experten ihn deshalb auf eine Tischplatte fallen, so lösen sich Luftblasen und der Kuchen wird schön eben. Der Gató sieht zwar schlicht aus, hat es geschmacklich aber in sich, die leichte Note nach Zitrone, Orangen und natürlich Mandel machen ihn bei Einheimischen und Besuchern beliebt.

Süßes zum Abschluss des Menüs

Nachtisch für Musiker

Nicht nur für Musiker ist der Nachtisch „Postre de músico“ gedacht. Gemacht wird er aus mallorquinischen Feigen und Mandeln. Mit Anis verfeinert entsteht „Figues seques amb anís“. Erfahrung und Zeit braucht es für die Vorbereitung. Benötigt werden getrocknete Feigen, Anisschnaps und Aniskerne. Früher lagen die Feigen zum Trocknen in der Sonne, heute kommen sie in einen Spezialofen. Ein Spritzer Salzwasser konserviert die Früchte zusätzlich.

PALMA - INICIO DE LA COSECHA DE HIGOS EN LA FINCA DE SON MUT NOU.

Dann kommen Anissamen, Zucker, frische Mandeln und ein Schuss Anisschnaps hinzu. Wer mag, reicht Moscatel-Wein dazu.

Mallorca-Pudding

In vielen mallorquinischen Dörfern werden Olivenöl-Kekse hergestellt. Zerbröselt werden sie dem "Pudín"-Teig beigemischt. Die süße Eierspeise kommt in einer Kastenform daher. Für den Mallorca-Pudding wird Milch mit Zucker, Zimtstangen und Zitronenschale aufgekocht. Danach wird geschlagene Eiercreme untergehoben. Pudín ist ein beliebter Nachtisch für das ganze Jahr. Er kann auch mit Einsaimada oder Brot zubereitet werden.

Wer die mallorquinischen Süßspeisen probieren möchte, dem sei die Süßwaren-Feier in Esporles ans Herz gelegt. Die Fira findet immer Anfang Oktober in dem Tramuntana-Dorf statt.

Mehr Informationen gibt es unter www.infomallorca.net