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Toni Pol kam zu den Schafen wie die Jungfrau zum Kind. Vor 15 Jahren schaffte sein Vater sie an, jetzt kümmert sich vor allem der Sohn um die Tiere. Doch der Freizeit-Landwirt, der im echten Leben sein Geld als Zeitungsredakteur verdient, ist begeistert von dem Hobby. Stolz zeigt er das Foto seiner Neuwerbung: Ein John-Deere-Traktor aus den frühen 1970er Jahren. Der wird die Arbeit auf der 3,5 Hektar großen Scholle bei Binissalem deutlich erleichtern.

Ein gutes Dutzend Muttertiere samt einem Bock nennt Pol sein Eigen. Die Tiere leben meist auf dem Feld, die Mutterschafe werfen im Schnitt ein Lamm pro Jahr. Die genügsamen Tiere fressen Gras sowie Hafer, den Pol auf abgesteckten Parzellen des Ackers selbst anbaut. Im Herbst kommt das Laub der Mandelbäume hinzu oder die herabfallenden Johannisbrotschoten. "Wir machen alles traditionell Mallorquinisch", sagt Pol. Sicher kommt ihm diese Eigenproduktion etwas teurer, als wenn er konventionelles Fleisch im Supermarkt kaufen würde. "Allerdings haben wir das ganze Jahr über Fleisch und wissen, was wir essen."

Während Pol die Lämmer vor allem für den Eigenverzehr der Familie produziert, setzen andere Landwirte bewusst auf den Absatz an ernährungsbewusste Verbraucher. Eine Gruppe von mittlerweile 27 Erzeugern schloss sich 2006 zur Vereinigung der ökologischen Produzenten (Apaema) zusammen, im Juli dieses Jahres wurde ihr Gütesiegel für Öko-Lammfleisch ("Me ecològic de Mallorca") offiziell anerkannt. Es garantiert, dass die Schultern, Keulen, Koteletts und Filets von Tieren der Insel stammen, die freilaufend auf Grundstücken aufwuchsen (nicht mehr als 13 Tiere pro Hektar) und weder mit Pestiziden noch Kunstdünger oder transgenen Zusätzen in Kontakt kamen.

"Heute sind 15.000 Elterntiere in unserer Organisation erfasst. Damit ist jedes fünfte Tier auf Mallorca ein Ökoschaf", sagt Apeama-Sprecher Nofre Fullana. Die Mühe, ein eigens Herkunfts- und Qualitätszeichen bei den spanischen und europäischen Agrarbehörden anerkennen zu lassen, trägt nach seinen Worten bereits erste Früchte. So konnte die mallorquinischen Hotelkette Garden als Abnehmer gewonnen werden. Allein in diesem Sommer erwarb das Unternehmen Ökolämmer, die als Leckerbissen am Hotelbüfett an der Playa de Muro endeten: gekocht, gebraten und gegart für Hotelgäste, die auf mallorquinische Lokalprodukte stehen. Bis zu 150 Kilo Fleisch wurden dabei pro Woche verzehrt.

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"Es sollten noch viel mehr mallorquinische Hoteliers und mallorquinische Landwirte zusammenarbeiten", findet Garden-Inhaber Miquel Ramis. Das pflege heimische Landschaft und fördere die lokale Wirtschaft.

Der Vorteil für die Landwirte: Sie können mit dem Ökosiegel höhere Preise erzielen. Ein konventionell erzeugtes Lamm bringt dem Halter 40 bis 50 Euro ein, beim Ökolamm sind es 65 bis 75 Euro. Im kommenden Jahr werde die Zusammenarbeit mit der Hotelkette weiter ausgebaut, versichern Fullana und Ramis. Das balearische Agrarministerium steht Pate und überwacht die Einhaltung der Vorgaben für die Fleischproduktion.

Vertrieben wird die Ware über die Agrarkooperative Ecoilla und ausgewiesene Metzgereien. Sie sind auf der Internetseite der Vereinigung meecologic.com zu finden.

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(aus MM 45/2015)